Aufseher nehmen die Schattenbanken unter die Lupe
Regulatoren ziehen Schattenbanken ins Licht
Stresstest soll Risiken bei Hedgefonds und Private-Debt-Firmen sichtbar machen
bg Frankfurt
Nebenstehender Kommentar Artikel Seite 4
Hedgefonds und Private Credit müssen sich auf eine härtere Regulierung einstellen. Die EU-Behörden beabsichtigen, 2026 erstmals einen Stresstest des sogenannten Schattenbanken-Sektors durchzuführen, wie die „Financial Times“ berichtet. Diese Non-Bank Financial Intermediaries (NBFIs) sind seit der Finanzkrise 2008 stark gewachsen und haben immer mehr Aufgaben des klassisch regulierten Bankensektors übernommen. Nun wollen die Aufseher ihnen auf den Zahn fühlen, ob es Schwachstellen gibt bei den Akteuren der Private Markets.
Banken sponsern die Kreditfonds
Dass sich eine gewisse Besorgnis ergeben hat, liegt an der gewachsenen Marktmacht der Nicht-Banken, standen diese doch Daten der EZB zufolge per Ende 2023 für ein Viertel der Kredite in der Eurozone. Zudem wachsen die Verstrickungen mit den Geschäftsbanken, deren Ausleihungen an die Schattenbanken sich seit 1999 auf 6 Bill. Euro verdreifacht haben.
EU-weiter Stresstest könnte nationale Übungen obsolet machen
Wie sich diese Interdependenzen in Stressszenarien entwickeln, das wollen der Europäische Risikorat, die EBA, die Versicherungsaufsicht EIOPA und weitere Aufseher nun in einer für das kommende Jahr geplanten Übung herausfinden. Von den nationalen Regulatoren sind bislang noch keine solchen Maßnahmen konkret aufgesetzt worden, aber die französische Notenbank und andere hatten schon grundsätzliche Pläne dafür ventiliert. Mit einem europaweiten Stresstest der Schattenbanken könnten nationale Übungen aber obsolet werden.

Liquidität kann ein wunder Punkt sein, wenn es Marktschocks gibt
Auf den Prüfstand kommt dann neben den Kreditvergabestandards vor allem die Resilienz, in Krisenzeiten ausreichend für zusätzlichen Liquiditätsbedarf gerüstet zu sein. Dazu hatte die Bank of England (BoE) Ende 2024 ihr „system-wide exploratory scenario“ als Stresstest durchgeführt. Dabei kam die Notenbank zu dem Ergebnis, dass die Nicht-Banken zwar eine grundsätzlich gute Resilienz gezeigt hätten, einige Akteure aber nicht adäquat dafür gerüstet wären, sich zusätzliche Liquidität zu besorgen im Fall eines „meltdown“. Zudem würden Notverkäufe der Finanzvehikel eine Marktkrise verstärken.
Individuelle Betrachtung
Das wird ein zentraler Ansatzpunkt des EU-Stresstests für die Schattenbanken sein: Schwappen die Risiken rüber zu den Banken oder können die Nicht-Banken Schocks so absorbieren, dass sie dabei helfen, das Finanzsystem zu stabilisieren? Es habe in Krisenepisoden schon Risiko-Spillovers von den Nicht-Banken-Intermediären gegeben, so die Chefin der EZB-Bankenaufsicht Claudia Buch kürzlich im EU-Parlament. Es seien aber nicht alle Schattenbanken mit mehr Risiken behaftet. Man sei nun bestrebt, die Risiken genauer zu identifizieren, um sie dann gezielt zu adressieren.
Die EZB kommentiert den Bericht nicht. In Finanzkreisen wird aber darauf hingewiesen, dass die EZB-Bankenaufsicht wohl kaum im Lead wäre bei einem solchen Stresstest, sondern eher EBA, ESMA und EIOPA. Die europäischen Aufsichtsbehörden hatten auch erst kürzlich im Rahmen einer Konsultation der EU-Kommission zum makroprudenziellen Umgang mit den Nicht-Banken Stellung genommen. Der Europäische Risikorat ESRB wurde im Dezember beauftragt, einen Rahmen zu entwickeln, der eine ganzheitliche Einschätzung systemischer Risiken im EU-Finanzmarkt erlaubt. Dazu gibt es schon Empfehlungen, aber insgesamt ist das noch Work in Progress. Dabei unterstützen sich ESRB und EZB gegenseitig. Die EZB hat auch schon parallel zu allgemeinen Stresstests erste Szenario-Analysen zu Gegenpartei-Risiken im Nicht-Banken-Sektor durchgeführt.