KommentarNeue Partnerschaften

Microsoft und OpenAI: Ende einer Freundschaft

Microsoft hat 13 Mrd. Dollar in OpenAI gepumpt, ohne handfeste Durchgriffsrechte. Das rächt sich nun, da sich der KI-Shootingstar neuen Partnern zuwendet.

Microsoft und OpenAI: Ende einer Freundschaft

OpenAI

Ende einer
Freundschaft

Von Heidi Rohde

Beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf. Die Gefechtslage zwischen dem KI-Shootingstar OpenAI und dem Softwaregiganten Microsoft beschreibt nichts griffiger als diese alte Binsenweisheit. Denn der Windows-Konzern, der nach eigenem Eingeständnis Gefahr lief, im Innovationswettbewerb mit der Alphabet-Tochter Google auf dem Terrain der künstlichen Intelligenz abgehängt zu werden, hatte durch ein Bündnis mit OpenAI die Flucht nach vorn gewagt. Riskant war dabei indes, dass die üppigen Finanzspritzen, mit denen Microsoft den Entwicklungsaufwand und Siegeszug von OpenAI ermöglichte, nur durch eine Kooperationsvereinbarung und nicht mit handfesten Durchgriffsrechten unterlegt waren.

Zunehmende Kluft

Denn inzwischen offenbart sich eine zunehmende Kluft zwischen Mentor und Schützling. Die Übernahme des von Apple-Legende Jonathan Ive gegründeten Startups IO, das neue smarte Endgeräte fürs KI-Zeitalter ohne Display entwickelt, durch OpenAI ist jedenfalls nicht nur eine Kampfansage an Apple, für die Ive das iPhone entworfen hatte, sondern auch ein Tritt vors Schienbein von Microsoft. Angesichts von deren Katastrophenbilanz in der Entwicklung von Smartphones und anderer mobiler Hardware will sich der ChatGPT-Erfinder beim nächsten Schachzug für eine ambitionierte Kommerzialisierungsstrategie lieber nicht auf den bisherigen Gönner verlassen.

13 Mrd. Dollar Finanzspritze

Das findet bei anderen Unterstützern des zuletzt mit rund 260 Mrd. Dollar bewerteten Startups vermutlich Beifall, ist aber für die Microsoft-Aktionäre ein erhebliches Ärgernis, denn der Konzern hat inzwischen rund 13 Mrd. Dollar in OpenAI gepumpt, ohne dafür besonders dicke Früchte zu ernten. Die Hoffnung, dass die Bing-Suche im Werbemarkt zum Google-Herausforderer würde, hat jedenfalls getrogen, und auch die KI-Integration in Azure zahlt sich nicht spürbar aus. Microsoft war mit der Finanzierung von OpenAI ins Risiko gegangen, weil mittlerweile auch die US-Kartellbehörden der Übernahme von Startups durch Big Tech kritisch gegenüberstehen. Es könnte sich als unkalkulierbar erweisen.

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