LeitartikelMega-Fusionen

Neue Hochpreis-Ära am US-Ölmarkt zieht herauf

Die Welle an Mega-Deals in Amerikas Ölsektor bedeutet vor allem eins: Der Output wird sinken. Damit kommen auf die globale Wirtschaft und Verbraucher deutlich höhere Preise zu.

Neue Hochpreis-Ära am US-Ölmarkt zieht herauf

US-Ölindustrie

Neue Hochpreis-Ära zieht herauf

Von Alex Wehnert

Die Welle an Mega-Deals in Amerikas Ölsektor bedeutet vor allem eins: Der Output wird sinken.

Die Welle an Mega-Deals im US-Ölsektor läutet eine neue Ära ein – in der auf die Wirtschaft deutlich höhere Rohstoffpreise zukommen. Denn Deals wie die insgesamt 64,5 Mrd. Dollar schwere Übernahme des Förderers Pioneer Resources durch Marktprimus ExxonMobil oder der Merger zwischen der öffentlich gehandelten Diamondback Energy und der bislang eng privat kontrollierten Endeavor Energy Resources bedeuten vor allem eines: Der Output wird sinken. Weil börsennotierte Konzerne ihr Erlöswachstum stärker hinter Shareholder Returns zurückstellen, bohren sie weitaus weniger als Förderer, die nicht täglich unter Beobachtung durch globale Aktieninvestoren stehen.

Die Energieinformationsbehörde EIA hat ihre Vorhersage für die Ölproduktion in den USA 2024 zuletzt auf 13,1 Mill. Barrel pro Tag nach unten revidiert. Gegenüber dem Vorjahr würde dies einen Zuwachs von 170.000 Barrel pro Tag bedeuten, nachdem 2023 ein Plus von 1,02 Mill. Barrel pro Tag zu Buche stand. Zu Jahresbeginn sackte der Output bereits ab. Das Permbecken zwischen Texas und New Mexico bildete dabei das verbleibende Zugpferd unter den US-Regionen. Doch gerade die Verhältnisse in der Südstaaten-Formation dürften sich durch die Mega-Deals im Sektor zum Nachteil von energieintensiven Industrien und Konsumenten entwickeln.

Epoche der "Wildcatter" endet

Zwischen 2021 und Ende 2023 verdoppelten die führenden privaten Produzenten im Permbecken ihre Förderung effektiv. Doch die Zeit von "Wildcattern" wie Endeavor-Gründer Autry Stephens, die unter hohem Risiko nach neuen Ölfeldern suchen, ist wohl endgültig vorüber. Nach den jüngsten Deal-Ankündigungen werden mehr als die Hälfte des täglichen Outputs in der wichtigsten US-Region auf lediglich zehn Unternehmen entfallen, von denen einige eine stärkere Kontrolle über den Markt haben dürften als einzelne Mitgliedstaaten des Ölkartells Opec.

Die öffentlichen Spieler im Permbecken haben den Output bereits in den vergangenen drei Jahren nur um einstellige Prozentwerte angekurbelt. Firmen, die bei Kursanstiegen am Rohstoffmarkt noch vor einem Jahrzehnt fast nach Belieben die Hähne aufdrehten und damit für eine schnelle Deckelung der Ölpreise sorgten, legen den Fokus nun weniger auf neue Bohrungen als auf Aktienrückkäufe. ExxonMobil will ihr Buy-back-Programm bis Ende 2025 auf annualisierte 20 Mrd. Dollar aufstocken.

Kapitaldisziplin im Mittelpunkt

Auch bei der Konkurrenz steht die Kapitaldisziplin im Sinne der Anteilseigner im Mittelpunkt. Diamondback hat zuletzt Pläne zum Förderwachstum veröffentlicht, mit denen sie deutlich hinter der Aktivität der übernommenen Endeavor zurückbleiben würde. Mit Crownrock steht einer der beiden anderen führenden Privatproduzenten im Permbecken vor einer Übernahme durch Occidental Petroleum, der ebenfalls daran gelegen sein dürfte, die Zahl der Bohrtürme nicht auszuweiten oder sogar zu reduzieren.

Angesichts der drohenden strukturellen Angebotsverknappung und der Auswirkungen auf die Preise von Öl und Raffinerieprodukten ist eigentlich die Wettbewerbsbehörde FTC gefragt, die sich den Konsumentenschutz auf die Fahnen schreibt, Zeit und Ressourcen aber mit aussichtslosen Kartellbeschwerden gegen Tech-Konzerne verschwendet. Immerhin: Dem Regulator ist es gelungen, mit umfangreichen Informationsanfragen die Crownrock-Übernahme durch Occidental hinauszuzögern. Mehr als Aufschübe ist aber wohl nicht drin.

Konkurrenz als Deal-Blockade

Damit bleibt noch die Möglichkeit, dass die Ölkonzerne gegenseitig Deals blockieren. Exxon versucht sich gerade daran, die 53 Mrd. Dollar schwere Übernahme von Hess durch Chevron zu torpedieren. Hintergrund ist ein Streit um Vorkaufsrechte für die Hess-Beteiligung an einem Förderprojekt vor der Küste Guyanas. Die Konsolidierungswelle dürfte sich durch solche Einzelentwicklungen aber kaum brechen lassen. Damit geht der Trend in Richtung eines starren, nur wenig an der globalen Preisentwicklung orientierten US-Outputs – womit die Förderpolitik der Opec noch entscheidender für den globalen Ölmarkt werden dürfte als ohnehin schon.

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