Nun ist Vorsicht angebracht
Japans Finanzmarkt
Nun ist
Vorsicht angebracht
Von Kai Johannsen
Japans Finanzmarkt hat sehr moderat auf das Wahlergebnis vom Sonntag reagiert. Vielleicht hat der Feiertag am Montag dazu beigetragen, dass die Anleger das Ergebnis erst einmal in Ruhe verarbeiteten. Die Regierungskoalition von Ministerpräsident Shigeru Ishiba musste bei der Oberhauswahl eine Niederlage hinnehmen, die sie nun weiter schwächt. Bereits im Oktober hat sie ihre Mehrheit im mächtigeren Unterhaus verloren. Der Nikkei-Index gab als Reaktion auf die Wahl gerade einmal 0,3% nach. Der breiter gefasste Topix notierte kaum verändert. Der Yen schwächte sich gegenüber dem Dollar überschaubar um 0,1% ab. Am japanischen Staatsanleihemarkt hatte man bei einer Niederlage von Ministerpräsident Ishiba mit einem deutlicheren Anstieg der Renditen der Staatspapiere gerechnet, aber auch dieser blieb aus. Die Tagesbandbreite der zehnjährigen japanischen Zehnjahresrendite war bei 1,50% bis 1,54%. Panik und Ausverkaufsstimmung sieht wahrlich anders aus. Die Anleger hatten mit einem schlechten Abschneiden des Premiers gerechnet, weshalb es auch nur zu übersichtlichen Bewegungen bei Aktien, Staatsanleihen und Yen kam. Ishiba führt eine Minderheitsregierung und will diese fortführen. Somit bleibt alles beim Alten. Der Großteil der Anpassungen bei den japanischen Staatsanleiherenditen hatte ohnehin schon in der Vorwoche stattgefunden. Bei den 30-jährigen Renditen wurden vor wenigen Tagen mit über 3,20% Rekordstand gemessen. Bei der 20-jährigen Rendite wurde mit 2,66% der höchste Stand seit 1999 erreicht, und bei der zehnjährigen Rendite war es mit guten 1,60% der höchste Wert seit 2008.
Die Marktreaktionen auf solche Renditeniveaus zeigt aber auch, wie sensibel der Markt mittlerweile reagiert. Die von der Opposition angeregten Steuersenkungen und höheren Sozialausgaben, zu denen es nun nicht kommen wird, hatten die Schuldenängste der Anleger befeuert und diese zu umfangreichen Bondabgaben ermutigt. Ishiba ist nun gut beraten, Vorsicht walten zu lassen, um die Märkte nicht zu verunsichern und über höhere Renditen seinen Haushalt nicht zu belasten.