Operativ stabil in globaler Krise
Sparkassentag
Operativ stabil
in globaler Krise
Von Michael Flämig
343 Sparkassen reden in Nürnberg über Demokratie. Die Krise dient als Chance zur Profilierung.
In Nürnberg geht es zwei Tage lang um nichts weniger als die Neuordnung von Demokratie und Freiheit. Der 28. Deutsche Sparkassentag hat allerlei Weltendeuter von der Friedenspreisträgerin Anne Applebaum bis zur venezolanischen Oppositions-Ikone Leopoldo López zu Gast, damit die 3.000 anreisenden Mitglieder der öffentlich-rechtlichen Institute das Motto „Zukunft.Machen“ diskutieren können. Die Politik ist wegen des Starts der neuen Bundesregierung nicht so prominent wie sonst üblich vertreten, aber die Liste reicht trotzdem vom Chef des Bundeskanzleramtes über den Bundesminister für Digitales und Staatsmodernisierung bis hin zum Ministerpräsidenten Bayerns.
Dass es am Mittwoch und Donnerstag um das Große und Ganze geht, hat gute Gründe. Einerseits verlangt die politische Lage danach. Die Verteidigung von Recht und Parlamentarismus braucht den Einsatz aller gesellschaftlichen Akteure. Andererseits sind die 343 Sparkassen samt Landesbanken & Co aktuell vom Klein-Klein der Selbstbeschäftigung entbunden.
Es läuft operativ und strategisch
Operativ läuft es hinreichend gut: Die Zinserträge sprudeln, der Provisionsüberschuss steigt. Strategisch herrscht Ruhe in der eigentlich vielstimmigen Gruppe. Strukturdiskussionen sind beendet, die Prozesse werden kleinteilig und vor Ort vorangebracht. Dies ist das Verdienst auch des Sparkassenpräsidenten Ulrich Reuter.
Die Kombination von weltpolitischem Tohuwabohu und Sparkassen-Stabilität bietet eine besondere Chance für die Gruppe. Sie kann sich positionieren als jener Finanzdienstleister, der mehr bietet als „nur“ Produkte – indem er die gesellschaftliche Diskussion engagiert führt, wie es in Nürnberg ja auch geplant ist. Darüber hinaus punkten die Institute damit, dass ihre Eigentümer genau jene Kommunen sind, die einen Eckpfeiler der demokratischen Gesellschaft bilden. Dies kann nicht nur bei den Kunden helfen, sondern auch im härter werdenden Kampf um Arbeitskräfte.
Dass es mit Sinn und Sonntagsreden nicht getan ist, weiß Reuter als kenntnisreicher Sparkassenpräsident sehr gut. Die Sparkassen müssen die digitale Stärke an der Ladenkasse ausbauen und auch im Onlinehandel endlich Fuß fassen, um voranzukommen. Die Beratung der Unternehmenskunden kann noch umfassender werden. Die Zinssätze für Einlagen sind nicht immer wettbewerbsfähig. Der Erfolg misst sich, und dies predigt Reuter allerorten, letztlich an einer einzigen Zahl: den Marktanteilen. Die Sparkassen sollten hier in den nächsten Jahren die Trendwende schaffen.