Sell America
Dollarschwäche
Sell
America
Von Kai Johannsen
Sell America – das ist die Devise, nach der Finanzmarktakteure derzeit handeln und das ist auch der Grund für die Schwäche des Greenback. Im Januar hatte die US-Valuta gegenüber der europäischen Gemeinschaftswährung noch zulegen können und war mit Werten von 1,0150 Dollar per 2. Februar mit der Parität zum Euro auf Tuchfühlung gegangen. Aber davon ist der Greenback mittlerweile meilenweit entfernt. Zum Wochenauftakt wurden zeitweise 1,1418 Dollar bezahlt, das ist der höchste Stand seit Ende April. In diesem Jahr hat der Dollar gegenüber Euro insgesamt 10% abgewertet. Zwischenzeitlich waren es aber auch schon gut 14% Wertverlust. In erster Linie steht hinter der Dollarschwäche der von US-Präsident Donald Trump Anfang April vom Zaun gebrochene weltweite Zollkrieg. Er sorgt für Verunsicherung der Investoren, vor allem deshalb weil Trump einen anhaltenden Zickzackkurs fährt. Das lässt Anleger umschichten. Raus aus den US-Assets wie Aktien und US-Staatsanleihen, was Dollarverkäufe nach sich zieht. Es profitieren Euro-Assets. Abzulesen ist die gute Nachfrage im europäischen Fixed-Income-Universum, das auch US-Firmen an den Euro-Bondmarkt lockt, da hier die Zinssituation für sie günstig ausfällt. Der Euro bewegt sich damit nach oben. Und so lange Trump den Zollkrieg nicht vollumfänglich beendet hat, dürfte einer weiteren Euro-Aufwertung wohl auch nicht viel im Wege stehen.
EZB kann weiter senken
Das hat auch Auswirkungen auf den zinspolitischen Kurs der Europäischen Zentralbank (EZB), die bereits in der nächsten Woche erneut zu ihren turnusmäßigen Beratungen zusammenkommt. Einige EZB-Verantwortliche meinen zwar, dass ein ausufernder Handelskrieg auf längere Sicht dann auch einen Teuerungsschub bewirken wird. Soweit scheint es derzeit aber wohl noch nicht zu sein. Im April lag die Inflationsrate mit 2,2% nahe dem EZB-Ziel von 2%. Und das gibt den Währungshütern durchaus Handlungsspielraum. Am Markt gilt eine erneute Zinssenkung um 25 Basispunkte als ausgemachte Sache. Nachhaltig schwächen wird diese den Euro aber nicht. Der Zollkrieg wirkt stärker.