Trotz Zoll-Sanktionen gegen China

US-Inflation macht Hoffnung auf Zinssenkung im September

Die US-Verbraucherpreise sind im April weniger gestiegen als erwartet und wecken Hoffnungen auf eine Zinssenkung. Unterdessen erwartet das Weiße Haus von den Zöllen gegen China keinen preistreibenden Effekt.

US-Inflation macht Hoffnung auf Zinssenkung im September

US-Inflation macht Hoffnung auf Zinssenkung im Herbst

Zollsanktionen gegen China sollen nicht preistreibend wirken

det Washington
Kommentar Seite 2 Bericht Seite 10

Der Preisauftrieb bei US-Konsumgütern hat im April leicht nachgelassen und Hoffnungen bestärkt, dass die Notenbank ihre erste Zinssenkung seit 2020 doch bereits im September beschließen könnte. Der Verbraucherpreisindex stieg laut Arbeitsministerium im April im Jahresvergleich um 3,4% und an der Kernrate gemessen um 3,6%. Im März hatten die Werte bei 3,5% bzw. 3,8% gelegen. Unterdessen ist Finanzministerin Janet Yellen zuversichtlich, dass die neuen Zölle gegen Einfuhren aus China keinen preistreibenden Effekt entfalten werden.

Eine Eskalation des Konflikts wäre für US-Präsident Joe Biden gefährlich, weil ein Handelskrieg die Inflation befeuern könnte und ihm im laufenden Wahlkampf schaden würde. Das Weiße Haus sieht allerdings keine Inflationsgefahr. Bidens Ökonomen weisen darauf hin, dass der Umfang der Zölle verglichen mit dem gesamten Volumen der aus China importierten Produkte bescheiden ausfällt. So beliefen sich die Einfuhren im vergangenen Jahr auf 448 Mrd. Dollar. Nachdem die Zölle am Umsatz gemessen nur 4% der Einfuhren betreffen, entfalten sie keine nachhaltigen Auswirkungen auf die Preisentwicklung, argumentieren sie.

Auffallend ist zudem die Festlegung der Produktgruppen. Die wichtigsten Güter, die China in die USA liefert, sind elektronische Geräte, Maschinen und Atomreaktoren. Ins Gewicht fallen auch Spielzeuge, Sportartikel, Möbel und Kunststoffe. Zudem kauften die US-Amerikaner chinesische Fahrzeuge im Wert von mehr als 16 Mrd. Dollar.

Yellen sieht keine inflationären Folgen

Die neuen Zölle beziehen sich aber lediglich auf elektrische Autos, von denen chinesische Hersteller vergangenes Jahr nur gut 2.200 Stück auf dem US-Markt absetzen konnten. Ähnlich verhält es sich bei Solarzellen. Die Erlöse, die Chinas Solarindustrie in den USA erwirtschaftet, entsprechen weniger als 0,1% des gesamten Branchenumsatzes.

Aus diesen Gründen ist US-Finanzministerin Janet Yellen auch zuversichtlich, dass die Zölle unter keinen Umständen die Inflation befeuern werden. „Verbraucher werden keine nennenswerten Preissteigerungen sehen“, sagte Yellen. Die Zölle seien sehr präzise, zielgerichtet „und beziehen sich auf Branchen, in denen wir die inländische Produktion fördern wollen“. Auch gehe es darum, unabhängige Lieferketten innerhalb der USA aufzubauen, etwa für Halbleiter und Industrien rund um erneuerbare Energien, betonte Yellen. Das würde neue Jobs schaffen und US-Unternehmen vor chinesischem Preisdumping schützen, und zwar ohne die Inflation anzuheizen.

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