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Wuthering Heights: Sturm der Entrüstung

„Wuthering Heights“ wird politisch: Fans von Kate Bush machen gegen die Zerstörung von Brontë Country durch einen Windpark mobil.

Wuthering Heights: Sturm der Entrüstung

Notiert in London

Sturm der Entrüstung

von Andreas Hippin

Alljährlich kommen Fans der englischen Sängerin Kate Bush zu einem Tanzflashmob zusammen. „The Most Wuthering Heights Day Ever“ geht auf ein Event des Performance-Kollektivs Shambush! am Rande des Brighton Fringe Festivals 2013 zurück. Es wollte so viele Leute wie möglich an einem Ort zusammenbringen, die sich als Kate Bush verkleidet haben. Hunderte kamen. Dieses Jahr trifft man sich am 27. Juli auf dem Penistone Hill, und es geht um mehr als die Liebe zur Musik der Songwriterin.

Der Hügel überblickt das Dorf, in dem vor zwei Jahrhunderten Emily Brontë mit ihren Schwestern Charlotte und Anne lebten. Ihr Roman „Wuthering Heights (Sturmhöhe)“ inspirierte Bush zu ihrem gleichnamigen Song. Im Musikvideo dazu demonstriert sie, dass sie sich auf Ausdruckstanz versteht. Ihre Fans versuchen bei den jährlichen Zusammenkünften, es ihr gleichzutun – in ähnlichen roten Kleidern wie sie und oft mit passenden Perücken. Sie trafen sich unter anderem in Berlin, Paris und Melbourne. Dieses Jahr findet ein solches Event erstmals in Brontë Country statt, der Gegend in den südlichen Penninen, deren karge Moorlandschaft in den Werken der Schriftstellerin eine große Rolle spielt. Das Mittelgebirge gilt auch als „Rückgrat Großbritanniens“.

Brontë Country in Gefahr

Der Tanzflashmob ist ein Protest gegen die Pläne von Calderdale Energy Park, die Gegend mit riesigen Windrädern vollzustellen. Der Windpark soll sich vom Walshaw Moor bis zur Grenze von Lancashire erstrecken. Er würde aus Brontë Country eine dystopische Industrielandschaft machen. „Stronger Together Against Calderdale Windfarm“ mobilisiert schon seit langem dagegen. Hinter der Betreiberfirma des Projekts steckt Nextgen Infra, eine Tochter der Al Gihaz Holding aus Saudi-Arabien.

Es handele sich um ein Erneuerbare-Energien-Projekt von nationaler Bedeutung, argumentiert das Unternehmen. Die 41 Windräder mit Batteriespeicher hätten eine Kapazität von 300 MW. Damit könne man eine Viertelmillion Haushalte versorgen. Zudem ließen sich die CO2-Emissionen um 354.000 t pro Jahr verringern. Ob bei dieser Rechnung die CO2-Emissionen berücksichtigt wurden, die bei Herstellung und Transport der Windräder freigesetzt wurden, geht aus den Angaben auf der Website nicht hervor.

Risiken und Nebenwirkungen

Den Aktivisten zufolge speichert die Moorlandschaft mehr CO2 als eine vergleichbare Fläche Regenwald. Der Bau des Windparks würde den Bau von Straßen erforderlich machen, um die Windräder an ihre Standorte zu transportieren. Die nötigen Zuschlagsstoffe müssten über große Entfernungen angeliefert werden. Die „Times“ zitiert den Brontë-Experten Michael Stewart damit, dass dafür schätzungsweise 20.000 Lkw benötigt würden. Für zwei Jahre kontinuierliche Verkehrsbelastung wäre gesorgt. Zudem steige die Gefahr von Überschwemmungen im Calder Valley, wenn das Regenwasser nicht mehr absorbiert werde. Ob sich die Saudis von ein wenig „Wuthering“ stoppen lassen?

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