Zweifel an Innovationsstrategie
Beiersdorf
Zweifel an Innovationsstärke
Von Carsten Steevens
Ende Februar schien kaum ein Wölkchen am Himmel über Beiersdorf zu schweben. Im zweiten Jahr in Folge sei man 2024 das erfolgreichste Hautpflegeunternehmen der Welt gewesen, freute sich Vincent Warnery bei der Vorlage der Jahresbilanz. Der Aufsichtsrat verlängerte den Vertrag des seit 2021 amtierenden Vorstandsvorsitzenden bis 2030. Die Aktie des Hamburger Dax-Unternehmens näherte sich kurz darauf mit 137,10 Euro ihrem Allzeithoch von 2024 an. Seitdem jedoch geht es für Beiersdorf ungeachtet eines neuerlichen Aktienrückkaufprogramms an der Börse bergab. Ein Drittel hat das Papier seit März an Wert verloren. Über dem Konsumgüterhersteller sind binnen kurzer Zeit dunkle Wolken aufgezogen.
Nivea-Wachstum gebremst
Ein Kursrutsch von in der Spitze mehr als 13% nach der Gewinnwarnung von Dienstagabend ist eklatant. Ins Auge fällt vor allem die zuletzt enttäuschende Kernmarke Nivea. Ihr Wachstum hat sich von 11% im ersten Halbjahr 2024 und 7% in der zweiten Jahreshälfte auf gerade noch 1% in den ersten sechs Monaten dieses Jahres verlangsamt. Neben der hohen Vergleichsbasis vom Vorjahr verweist Beiersdorf auf den Hautpflegemarkt, der sich im zweiten Quartal weltweit schwächer als erwartet entwickelt habe. Gründe dafür sind gestiegene wirtschaftliche Unsicherheiten, geopolitische Effekte sowie ein nachlassendes Verbrauchervertrauen.
Anti-Aging-Wirkstoff als Hoffnungsträger
Es sind aber nicht nur externe Faktoren anzuführen. Der Wachstumseinbruch bei Nivea lässt befürchten, dass die Innovationsstrategie von Beiersdorf nicht mehr den Schwung vergangener Jahre erzeugt. Wohl deshalb schwärmte Vorstandschef Warnery vor Analysten am Mittwoch auch ausführlich von der Innovations-Pipeline seines Unternehmens. Hoffnungsträger für einen raschen Umschwung bei Nivea ist vor allem ein Anti-Aging-Wirkstoff, der nach ersten Erfolgen bei der Derma-Marke Eucerin im September auch in Produkten der Kernmarke eingeführt werden soll. Die hohen Erwartungen an Innovationen, die Beiersdorf nach der Gewinnwarnung schürte, sollten sich besser erfüllen. Sonst könnte bald ein Gewitter folgen.