Entlastung erneut verweigert

Noch eine Ohrfeige für Niehage auf FlatexDegiro-HV

Während Ex-Vorstandschef Frank Niehage mit der verweigerten Entlastung für 2024 nochmal einen Fußtritt erhält, hadern die Vertreter der Kleinaktionäre auf der Hauptversammlung von FlatexDegiro mit der mickrigen Dividende.

Noch eine Ohrfeige für Niehage auf FlatexDegiro-HV

FlatexDegiro hat einen neuen Aufsichtsratschef

Hans-Hermann Lotter übernimmt im Kontrollgremium – Ex-Vorstandschef Niehage wird Entlastung erneut verweigert

bg Frankfurt

Auf der Hauptversammlung von FlatexDegiro am Montag wurde der Aufsichtsrat neu gewählt und der Finanzmanager Hans-Hermann Lotter als Vorsitzender des Kontrollgremiums installiert. Die weiteren neuen Aufsichtsräte sind Martina Ulrike Pfeifer-Braks und Sarna Marie Elisabeth Röser (Familienunternehmerin mit Digitalkompetenz). Die für den Großaktionär Gesellschaft für Börsenkommunikation mbH im Kontrollgremium sitzenden Stefan Müller und Bernd Förtsch wurden erneut bestellt. Während die drei unabhängigen neuen AR-Mitglieder für drei Jahre bestellt sind, hatten Förtsch und Müller vorab einer Begrenzung der Amtszeit bis Frühjahr 2029 zugestimmt. Damit sind die Laufzeiten im Kontrollgremium so angelegt, dass diese nicht kongruent auf ein gemeinsames Ablaufdatum zulaufen. Müller leitete als Interims-AR-Chef die virtuell abgehaltene Versammlung, die bei einer Präsenz von 55,49% stattfand.

Rätseln über genaue Gründe für Nichtentlastung

Bei der Abstimmung zur Entlastung des Ex-Vorstandschefs Frank Niehage hatte sich schon vorab eine Besonderheit ergeben: Vorstand und Aufsichtsrat hatten den Aktionären die Nichtentlastung des bis Ende April tätigen Niehage empfohlen, was es in der Form selten gibt – eine solche Initiative geht in der Regel allein vom Aufsichtsrat aus. Der war mit Förtsch an der Spitze schon im Vorjahr nicht mit der Leistung von Niehage zufrieden. Eine Haltung, die viele Aktionäre auf dem Aktionärstreffen im Vorjahr teilten, wurde Niehage doch mit 50,89% Gegenstimmen da schon nicht entlastet. Niehage wurden unter anderem ein Mangel an Initiativen für die Fortentwicklung des Kerngeschäfts sowie die schwache Entwicklung des Aktienkurses vorgeworfen. Am Montag wurde ihm mit 57,85% der Stimmen die Entlastung erneut verweigert.

Korbmacher-Nachfolger gefunden

Der mit 90,89% gewählte Lotter folgt bei FlatexDegiro auf den langjährigen AR-Chef Martin Korbmacher, der sich ebenfalls im Streit mit Förtsch befand und im März vorzeitig ausschied. Der 60-jährige Lotter bringt einiges an Erfahrung aus der Finanzbranche mit und hat auch andere Mandate als Aufsichtsrat. Er hatte lange für die Deutsche Bank, Lazard und Rothschild gearbeitet und vertritt inzwischen den Finanzinvestor Advent in mehreren Aufsichtsräten, unter anderem bei der Aareal Bank, wo er stellvertretender Aufsichtsratschef ist. Auch Pfeifer-Braks war schon für Advent tätig.

Wunsch nach Präsenz-HV

Vonseiten des Streubesitzes wurde vor allem die magere Dividende kritisiert, es wird ein Korridor von 40 bis 60% gefordert. Derzeit sind es 4%. Zudem wünschen sich die Aktionärsvertreter, dass kommende Hauptversammlungen auch wieder in Präsenz stattfinden werden, wofür Vorstandschef Oliver Behrens zwar eine gewisse Sympathie erkennen ließ, sich aber auf keine Zusage einlassen wollte.

In der Frage-Antwort-Runde erklärte Behrens, dass FlatexDegiro gut gerüstet sei, um Chancen in einem wachsenden Markt wahrzunehmen, der aber national fragmentiert sei und daher noch konsolidieren werde.

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