CEO Blücher im Gespräch

Umweltbank hat Nachholbedarf – Einlagen und Kundenzahl wachsen nur langsam

Umweltbank-CEO von Blücher sieht die Transformation zur digitalen Direktbank auf Kurs: Das Zinsergebnis wächst stark, die Prognose steht. Gegenüber Neobrokern lautet sein Differenzierungsversprechen: technisch gleichauf, aber mit persönlicher Betreuung.

Umweltbank hat Nachholbedarf – Einlagen und Kundenzahl wachsen nur langsam

Umweltbank prüft Kapitalmaßnahme

CEO über Neobanken und Transformation der Bank – Starkes zweites Halbjahr erwartet

wbr Frankfurt

Die Umweltbank hat im ersten Halbjahr Fortschritte erzielt und ihre Ergebnisprognose bestätigt. CEO Dietmar von Blücher sieht darin einen Beleg für die Wirkung der tiefgreifenden strategischen Maßnahmen. Das Zinsergebnis sei bis zum 30. Juni auf 28,8 Mill. Euro gestiegen – ein Plus von über 61%.

Viel Luft bei den Zielen

Gleichwohl verfehlt die Bank einige Zielmarken bislang. So sind von dem geplanten Einlagenwachstum von 800 Mill. Euro bis zur Jahresmitte erst 140 Mill. Euro erreicht bei einem Volumen von 3,6 Mrd. Euro. Auch von den bis Ende 2025 angestrebten 55.000 Neukunden hat die Bank zur Halbzeit erst rund 5.800 gewonnen. Gleichwohl ist der CEO optimistisch und vertraut im Einlagengeschäft auf das zweite Halbjahr.

Im Kreditgeschäft der Bank mit einer Bilanzsumme von rund 6 Mrd. Euro bleibe die Nachfrage in den Kernsegmenten erneuerbare Energien sowie soziale und ökologische Wohnimmobilien hoch. Aufgrund gestiegener Eigenkapitalanforderungen infolge des Stresstests könne die Umweltbank nur begrenzt Kredite vergeben. Das ausstehende Kreditvolumen sank von 3,46 auf 3,21 Mrd. Euro. Für das Gesamtjahr rechnet der Vorstand weiter mit einem Neukreditvolumen von 250 bis 350 Mill. Euro. „Mit höherer Kapitalbasis könnten wir im Kreditgeschäft selbstverständlich deutlich schneller wachsen“, so von Blücher. Um dafür Spielräume zu schaffen, prüft die Bank Optionen zur Stärkung der Kapitalbasis.

Digital skalierbare Produkte

Die Transformation zur digitalen Direktbank schreite voran. Seit dem Umstieg auf das Atruvia-Kernbankensystem biete die Bank digital skalierbare Produkte wie Girokonto und Termingelder. Dabei kombiniere sie digitale Prozesse mit persönlicher Betreuung – ein Differenzierungsfaktor im Vergleich zu Neobanken. „Technisch? Kaum noch Unterschiede. Aber bei uns spricht man mit einem echten Menschen“, so von Blücher. Auch im Bereich Governance wurden Fortschritte erzielt. Die Tätigkeit des BaFin-Sonderbeauftragten konnte beendet werden, da die festgestellten Mängel weitgehend abgearbeitet wurden.

Die Umweltbank schloss das Halbjahr mit einem Vorsteuerergebnis von 6,7 Mill. Euro ab. Die Prognose für das Gesamtjahr liegt unverändert zwischen 5 und 10 Mill. Euro. Zudem werde mit einer erhöhten Risikovorsorge von 10 bis 15 Mill. Euro gerechnet. Die Wiederaufnahme einer Dividendenzahlung auf niedrigem Niveau sei für 2026 vorgesehen.

Im Interview Seite 5