Die Fixierung des Rentenniveaus ruiniert Staatsfinanzen und Beitragszahler
Haltelinie ruiniert Staatsbudget
Rentenfixierung teurer als erwartet – Verluste für alle Versicherte unter 48 Jahren
Der Wirtschaftsweise Martin Werding warnt, die „Haltelinie“ beim Rentenniveau ohne ergänzende Reformen durchzuziehen. Entlastungen für Beitragszahler und höhere Aufwendungen für Rentenbezieher seien schon aus Gerechtigkeitsgründen notwendig. Die Riesterrente müsse vereinfacht und portabel werden.
lz Frankfurt
Die Fixierung des Rentenniveaus auf 48% wird entweder zu enormen Steuererhöhungen und noch höheren Staatsdefiziten führen, oder die Beitragszahler in den Ruin treiben. Denn die „Haltelinie“ wird deutlich kostspieliger, als in der politischen Debatte insinuiert, wie der Wirtschaftsweise Martin Werding in einer Studie für Fidelity darlegt.
Der jährliche Staatszuschuss dürfte nach seinen Berechnungen bis 2040 von aktuell 130 Mrd. Euro, was 30% des Bundesetats entspricht, auf mindestens 198 Mrd. Euro jährlich steigen. Der Anteil am Bundeshaushalt könnte dann sogar die 50-Prozent-Marke erreichen. Zudem kommen auf die gesetzlich Rentenversicherten sukzessive höhere Beiträge zu. Werding: „Für alle unter 48 Jahren bringt die Haltelinie Verluste“. Die Beiträge könnten im schlimmsten Fall auf über 25% zulegen, so dass die Jüngeren immer weniger Finanzierungsspielraum für die private Altersvorsorge haben.

Gleichwohl führt nach Ansicht des Wirtschaftsweisen an einer ergänzenden kapitalgedeckten Altersvorsorge kein Weg vorbei. Um den jüngeren Beitragszahlern mehr Finanzierungsspielraum zu geben, wirbt er daher für eine Korrektur des Nachhaltigkeitsfaktors. Statt wie bisher die demografisch bedingten Mehrausgaben nur zu einem Viertel auf die Rentner abzuwälzen, aber drei Viertel den Jüngeren zuzumuten, hält er eine 50:50-Aufteilung für gerechter.
Auch die laufenden Vorsorgemodelle wie die Riester-Rente müssten vereinfacht und portabel gemacht werden für rentierliche Anlagen. Statt auf Freiwilligkeit votiert er für ein „Opt-out-Prinzip“: Rentenversicherte müssten einem automatisch zugeteilten Standardprodukt aktiv widersprechen.
Dass die Politik sich bislang weigert, zeitnah an Reformen der gesetzlichen Rente zu arbeiten, ist nach Ansicht von Susanne Wooders, Leiterin des Deutschlandgeschäfts von Fidelity, angesichts der demografischen Veränderungen ein Skandal. Berlin müsse „mehr Mut zu Veränderungen“ aufbringen.
Wooders forderte die Politik auf, sich Anregungen aus dem Ausland zu holen, wo entsprechende Vorsorgepläne üblich sind und deutlich höhere Renditen erwirtschaftet werden.