Autoindustrie

Continental wechselt den Vorstandschef mitten im Konzernumbau

Mitten im größten Umbau der Konzerngeschichte wechselt Continental den Vorstandschef. Der Nachfolger von Nikolai Setzer kommt aus den eigenen Reihen.

Continental wechselt den Vorstandschef mitten im Konzernumbau

Continental wechselt den Vorstandschef im Konzernumbau

Von Carsten Steevens, Hamburg

Christian Kötz übernimmt Anfang 2026 den Vorstandsvorsitz von Continental. Der Aufsichtsrat des Dax-Unternehmens aus Hannover berief den 55-Jährigen am Mittwoch zum Nachfolger von Nikolai Setzer. Kötz arbeitet seit 1996 für Continental, seit April 2019 als Vorstand mit Zuständigkeit für den Reifenbereich. Setzer, 54, scheide Ende des Jahres nach mehr als 16 Jahren im Vorstand und fünf Jahren als Vorstandsvorsitzender „einvernehmlich“ aus, teilte Continental mit. Die Aktie fiel nach der Ankündigung des Wechsels mitten im größten Umbau der Konzerngeschichte um bis zu 1% auf 65,84 Euro.

Continental will sich nach der Abspaltung seines lange kriselnden Autozuliefergeschäfts im September und dem 2026 geplanten Verkauf des Kunststofftechnikbereichs Contitech in Zukunft nur noch auf den margenstärksten Unternehmensteil Reifen ausrichten. Der bereits in zwei Wochen anstehende Wechsel an der Konzernspitze erfolge „wie geplant vor dem Hintergrund der weit vorangeschrittenen Neuaufstellung", so das Unternehmen.

„Richtiger Zeitpunkt“

In einem von der Gesellschaft veröffentlichten Interview verweist Setzer darauf, dass er seit einiger Zeit angekündigt habe, die Verantwortung weiterzugeben, sobald der Umbau zu einem reinen Reifenhersteller ausreichend fortgeschritten sei. „Genau das ist nun der Fall. Aumovio sei erfolgreich abgespalten worden, der Abschluss des angekündigten Verkaufs von OESL, dem Contitech-Geschäft mit Gummiprodukten für Autohersteller, an die US-Holding Regent stehe kurz bevor. Die interne Vorbereitung für den Verkauf von Contitech sei zudem abgeschlossen, die Marktansprache erfolgt. Der Verkaufsprozess starte Anfang 2026. „Die Neuaufstellung von Continental ist damit“, so Setzer, „auf einem sehr guten Weg und meine Mission erfüllt.“ Deshalb sei jetzt der richtige Zeitpunkt für den CEO-Wechsel.

Der Vertrag des Diplom-Wirtschaftsingenieurs, der bis 2019 selbst lange für das Reifengeschäft verantwortlich war, lief noch bis Ende März 2029. Der mit der kommenden Hauptversammlung am 30. April ebenfalls ausscheidende Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Reitzle (76) erklärte, Setzer hab Continental in den vergangenen Jahren „entscheidend geprägt, neu ausgerichtet und den Weg für drei starke, eigenständige Unternehmen geebnet“. Dafür gebühre ihm der Dank des Aufsichtsrats, „auch mein ganz persönlicher“. Mit dem Wechsel an der Vorstandsspitze würden die Verantwortung für das Reifengeschäft, die Neuaufstellung und die verbleibenden Aufgaben der Konzernfunktionen gebündelt. Christian Kötz sei einer der profiliertesten Manager in der Reifenbranche weltweit, so Reitzle. "Wir sind überzeugt, dass er mit seiner langjährigen Erfahrung und seiner Leidenschaft für Continental das Unternehmen erfolgreich in die Zukunft führen wird.“

Vorstand schrumpft

Bevor Kötz in den Vorstand aufrückte, leitete der gebürtige Braunschweiger das Ersatzgeschäft Pkw-Reifen in Europa, die Geschäftseinheiten für Erstausrüstungs- und Nutzfahrzeugreifen sowie die Forschung und Entwicklung im Pkw-Reifenbereich. Continental verweist auf eine „langjährige enge und vertraute Zusammenarbeit“ mit Setzer, durch die „ein nahtloser Übergang in der Unternehmensführung sichergestellt“ sei. Mit dem Ausscheiden von Setzer schrumpft der Vorstand auf vier Personen. Weitere Mitglieder sind Philip Nelles (51), seit 2021 verantwortlich für Contitech, der seit Oktober amtierende Finanzchef Roland Welzbacher (56) sowie Ulrike Hintze (49), seit Juli Arbeitsdirektorin. Den Aufsichtsrat von Continental soll vom kommenden Frühjahr an Sabrina Soussan (56) führen.