NTT nimmt KI-Sparte NTT Data für 15 Mrd. Euro von der Börse
NTT nimmt KI-Sparte NTT Data für 15 Mrd. Euro von der Börse
Bau von Datenzentren – Schwerpunkt in Europa
mf Tokio
Der japanische Telekom-Marktführer NTT stärkt seine KI-Ambitionen durch die komplette Übernahme seiner Tochter NTT Data für 2,4 Bill. Yen (14,6 Mrd. Euro). Zugleich kommt der frühere Staatskonzern mit diesem Schritt der Vorgabe der Tokioter Börse nach, Anteile an anderen börsennotierten Unternehmen sowie Tochtergesellschaften zu verkaufen oder sie zu privatisieren.
Entwicklung von KI-Diensten
Der frühere Staatskonzern Nippon Telegraph and Telephone, der ab 1. Juli nur noch NTT heißen wird, bietet 4.000 Yen pro Aktie für die 42% der Anteile an NTT Data, die er noch nicht besitzt – ein Aufschlag von 34% gegenüber dem letzten Schlusskurs. Das Angebot läuft vom 9. Mai bis zum 19. Juni. NTT Data ist Japans größter IT-Serviceanbieter, einer der weltweit größten Betreiber von Rechenzentren und erzielt 60% des Umsatzes von 27 Mrd. Euro außerhalb von Japan mit Schwerpunkt in Europa. Drei Viertel der 194.000 Mitarbeiter arbeiten im Ausland.
Die Übernahme von NTT Data würde künstliche Intelligenz stärker in den Mittelpunkt des Mutterkonzerns rücken und anderen Einheiten der breit aufgestellten Gruppe zusätzliche Reichweite im Ausland verschaffen. NTT, noch zu einem Drittel im Staatsbesitz, steht unter Druck, eine eigene KI-Plattform zu entwickeln, um mit chinesischen KI-Anbietern wie DeepSeek und Alibaba mithalten zu können. Auch die japanischen NTT-Konkurrenten KDDI und Softbank Corp. entwickeln derzeit eigene KI-Plattformen.
Kooperation mit OpenAI
NTT Data kooperiert seit diesem Jahr mit OpenAI bereits im Bereich KI-Tools für Unternehmen. Die Konzernmutter steckt Milliarden in die KI-Forschung und investiert massiv in photonische Chips, die mit Licht statt Strom rechnen. Sie sollen 50 Mal schneller als herkömmliche Chips arbeiten und 30 Mal weniger Energie verbrauchen. NTT will einen entsprechend basierten Netzwerkdienst aufbauen und weltweit einführen. Der Konzern verfügt auch über ein eigenes generatives KI-Modell namens „tsuzumi“.
„Manchmal muss man mutige Investitionen tätigen, um sich gegen die Konkurrenz durchzusetzen“, erklärte NTT Data-CEO Yutaka Sasaki. Als voll konsolidierte Tochter könne man schneller groß angelegte Fusionen und Übernahmen tätigen und Rechenzentren aufbauen. Standard & Poor’s kündigte an, die Bonität von NTT möglicherweise herabzustufen, da die Schuldenlast aus der Übernahme die positiven Effekte überwiegen dürfte.