Zurückhaltende Kunden

Sanierung drückt Umsatz und Ergebnis der Baywa

Der Agrarkonzern Baywa macht in der ersten Hälfte dieses Jahres weniger Umsatz. Der Verlust steigt. Das liegt auch an Kunden und Lieferanten, die sich wegen der Sanierung zurückhalten.

Sanierung drückt Umsatz und Ergebnis der Baywa

Sanierung drückt Umsatz und Ergebnis der Baywa

Agrarkonzern stellt Zurückhaltung von Kunden und Lieferanten fest – Verlust im ersten Halbjahr ausgeweitet

jh München

Die Baywa steckt tief in der Verlustzone. In der ersten Hälfte dieses Jahres erhöhte sich das negative Betriebsergebnis auf 257 (i.V. 202) Mill. Euro. Unter dem Strich weist der Münchner Agrar- und Baustoffhandelskonzern einen Fehlbetrag von 528 (424) Mill. Euro aus. Das stark verschuldete Unternehmen soll bis Ende 2028 saniert werden. Ein wesentliches Element sind der Verkauf von Beteiligungen sowie die Ausgliederung der Baywa r.e., in der ein großer Teil des Energiegeschäfts gebündelt ist.

Den Rückgang des Konzernumsatzes um rund 17% auf 6,9 Mrd. Euro begründet die Baywa unter anderem damit, dass die Baywa r.e. seit Anfang Mai entkonsolidiert ist. Zudem weist das Unternehmen auf die Sanierung hin: Geschäftspartner und Lieferanten in nahezu allen Segmenten hielten sich deshalb, wie erwartet, vorübergehend zurück. Des Weiteren seien die Marktpreise gesunken, vor allem für Agrarerzeugnisse. Wegen des gesunkenen Erlöses habe sich das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um 43,5% verringert. Es fiel auf 65,6 Mill. Euro. Die Baywa weist darauf hin, dass sich die Liquiditätskrise im Halbjahresergebnis 2024 noch nicht widergespiegelt habe.

„Operative Stabilisierung“

Es sei jedoch zu erkennen, dass sich die Ergebnisqualität verbessere, heißt es im Halbjahresbericht der Baywa. Die Restrukturierung mit Programmen für mehr Effizienz und geringere Kosten sowie der Verkauf von Tochterfirmen „tragen zunehmend zur operativen Stabilisierung des Konzerns bei“. Dazu zähle, Beschaffungsprozesse zu optimieren, Gemeinkosten zu senken und Abläufe zu straffen. Zudem erwähnt die Baywa „gezielte Personalmaßnahmen“. In der ersten Jahreshälfte verringerte sich die Zahl der Mitarbeiter um etwa 4.300 auf knapp 18.400.

„Diese Maßnahmen leisten bereits einen Beitrag zur Stärkung der operativen Ertragsbasis, werden ihre Wirkung jedoch erst im weiteren Zeitverlauf zeigen“, berichtet die Baywa. Für die zweite Jahreshälfte rechnet das Unternehmen mit einer geringeren Zinsbelastung und einem schrittweisen Rückgang der Aufwendungen für die Restrukturierung und für Beratung. Der Vorstand erwartet nach wie vor, dass das bereinigte Ebitda im gesamten Jahr stark steigt. 2024 waren es 56 Mill. Euro. Bis 2028 soll sich diese Ertragsgröße auf rund 530 Mill. Euro erhöhen.

Produkte mit höheren Margen

Die Segmente Agrar und Technik sowie der Obsthandel entwickelten sich deutlich besser als angenommen, heißt es. Im Agrargeschäft stellt das Unternehmen nun anstelle eines starken Rückgangs des bereinigten Ebitda einen starken Anstieg in Aussicht. Der Umsatz des Segments sank im ersten Halbjahr allerdings um gut 19% auf 1,2 Mrd. Euro. Die Baywa begründet dies vor allem mit „preis- und mengenbezogenen Effekten sowie der strategischen Neuausrichtung des Portfolios zugunsten margenstärkerer Produkte“.

„Kurzfristige Liquiditätssicherung“

Der Umsatz des größten Segments Regenerative Energien fiel um 9% auf 1,6 Mrd. Euro. Das Unternehmen erklärt den Rückgang unter anderem mit „herausfordernden Marktbedingungen und vorgezogenen Projektverkäufen zur kurzfristigen Liquiditätssicherung“.

Am kommenden Dienstag findet die Hauptversammlung der Baywa statt. Den Aktionären wird vorgeschlagen, ehemalige Vorstände und Aufsichtsräte für 2024 zumindest vorerst nicht zu entlasten. Diese Entscheidung soll vertagt werden.