Zeugin sagt im Wirecard-Prozess aus

„Die Verträge waren schlampig gestaltet“

Im Gerichtsprozess um den Wirecard-Betrug gerät der mitangeklagte Ex-Konzernchefbuchhalter Stephan von Erffa stärker ins Visier. Doch eine ehemalige Mitarbeiterin von ihm hat im Zeugenstand viele Erinnerungslücken.

„Die Verträge waren schlampig gestaltet“

„Die Verträge waren
schlampig gestaltet“

Zeugin beklagt Missstände in Wirecard-Buchhaltung

sck München

Im Mammutprozess um den Wirecard-Betrug hat eine Zeugin von dem Landgericht München über Missstände im Rechnungswesen des 2020 pleitegegangenen Zahlungsabwicklers berichtet. „Die Verträge“ mit angeblichen Drittpartnerfirmen aus Asien „waren schlampig gestaltet“, sagte eine frühere Mitarbeiterin des Zentralbereichs Accounting. Die Spanierin Maria L. war seit 2017 als Vice President Accounting tätig und in dieser Funktion dem Konzernchefbuchhalter Stephan von Erffa unterstellt.

Erffa sitzt neben dem Ex-CEO Markus Braun und dem Kronzeugen Oliver Bellenhaus seit Prozessauftakt im Dezember 2022 auf der Anklagebank. Dem Trio wirft die Staatsanwaltschaft München gewerbsmäßigen Bandenbetrug, Untreue, Bilanzfälschung und Marktmanipulation vor. Vor vier Jahren flog bekanntlich der Betrug bei Wirecard auf. Das Drittpartnergeschäft erwies sich als frei erfunden. 1,9 Mrd. Euro auf Treuhandkonten waren nicht auffindbar. Wirecard brach daraufhin zusammen.

Erinnerungslücken

Während der frühere Dubai-Konzernstatthalter Bellenhaus von Anfang an ein vollumfängliches Geständnis ablegte und Braun alle Tatvorwürfe abstreitet, dringt der Vorsitzende Richter Markus Födisch auf ein Geständnis von Erffa. Zuletzt sicherte er ihm einen Strafnachlass zu, sollte er ebenfalls detailliert aussagen.

In ihrer Vernehmung konnte die Zeugin zu Erffa wenig beitragen. Sie hatte viele Erinnerungslücken. Der Vorsitzende Richter hielt Maria L. ihre vorherigen Aussagen bei ihren Befragungen durch die Strafermittler vor. Seinerzeit soll sie Kreditverträge mit einer dubiosen Firma namens Ocap aus Singapur kritisiert haben. Ocap bezog auf Drängen von Braun unter anderem ein Darlehen von 100 Mill. Euro. Die Staatsanwaltschaft vermutet ein Schneeballsystem. Braun und seine Komplizen sollen damit Liquidität vorgetäuscht haben, um die Lage von Wirecard nach außen besser erscheinen zu lassen, als sie wirklich war. Interne Prüfungen wurden vernachlässigt. Der Vorstand gab Informationen nicht heraus. Maria L. nannte zum Beispiel Händlerdaten.

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