Konzernchef

Comeback für Disney-Chef Bob Iger

Nach weniger als einem Jahr im Ruhestand kehrt Robert (Bob) Iger an die Spitze des Entertainment-Riesen Disney zurück. Der bisherige CEO Bob Chapek, den Iger selbst als Nachfolger vorgeschlagen hatte, tritt überraschend ab.

Comeback für Disney-Chef Bob Iger

Von Heidi Rohde, Frankfurt

Nach weniger als einem Jahr im Ruhestand kehrt Robert (Bob) Iger an die Spitze des Entertainment-Riesen Disney zurück. Der bisherige CEO Bob Chapek, den Iger selbst als Nachfolger vorgeschlagen hatte, tritt überraschend ab. In einer Stellungnahme des Konzerns heißt es, dass Iger „die strategische Richtung für neues Wachstum“ vorgeben solle. Disney hatte zuletzt vor allem im Zukunftsgeschäft mit Streaming-Angeboten zu kämpfen. Zusammen mit Hulu und ESPN+ hat Disney+ zwar inzwischen global 235 Millionen Abonnenten und damit mehr als Branchenprimus Netflix. Jedoch hat das in der Pandemie sprunghafte Wachstum nachgelassen und hat die Analysten zuletzt enttäuscht. Die Sparte verbuchte zuletzt 4,9 Mrd. Dollar Einnahmen im Quartal, schrieb aber rund 1,5 Mrd. Dollar ab. Die Aktie des Unternehmens erlitt einen Kollaps und stürzte binnen eines Tages um mehr als 10% ab. Daraufhin hatten sich unter den Anlegern bereits Stimmen erhoben, die einen Rauswurf von Chapek forderten. „Wir danken Bob Chapek für seine langjährigen Verdienste um Disney“, erklärte Susan Arnold, Vorsitzende des Verwaltungsrats, nun in einer Stellungnahme zum Chefwechsel. Der Dank gelte auch dafür, dass „er das Unternehmen durch die beispiellosen Herausforderungen der Pandemie geführt“ habe.

Die Disney-Aktie, die im laufenden Jahr rund 40% verloren hat, schnellte zum Handelsstart an der Nasdaq um 9% in die Höhe und notierte im Verlauf mit knapp 6% im Plus. Iger hatte 15 Jahre an der Spitze der le­gendären Filmgesellschaft gestanden, nachdem er 2005 die Nachfolge von Michael Eisner angetreten hatte. Unter seiner Führung stieg die Marktkapitalisierung von 48 Mrd. auf 257 Mrd. Dollar. Der 71-Jährige, der 2020 den Stab an Chapek weitergab und im vergangenen Jahr aus dem Unternehmen ausgeschieden war, setzte für Wachstum auf eine Reihe milliardenschwerer Akquisitionen, darunter Pixar, Marvel Entertainment und Lucasfilm sowie zuletzt der Kauf der Entertainment Assets vom 21st Century Fox für 71 Mrd. Dollar.

Iger war auch die treibende Kraft hinter der Expansion des Streaming-Geschäfts, das für Disney insofern Neuland war, als es erstmals ein direktes Abonnenten-Verhältnis be­inhaltete. Die Anlaufverluste waren bekannt. Chapek und CFO Christine McCarthy hatten wissen lassen, dass im Fiskaljahr 2022 die größten Verluste­ im Streaming-Bereich an­fallen würden, auch im laufenden Turnus wurde noch ein Defizit an­gesagt, erste Gewinne werden für 2024 erwartet.

Disney gilt auch aufgrund ihres sagenhaft umfangreichen Rechteportfolios als langfristig exzellent positioniert im Streaming-Markt, jedoch haben nach der Pandemie alle etablierten Player zu kämpfen. Netflix, die die Investoren im Frühjahr nach einem missratenen ersten Quartal mit einem schwachen Ausblick in die Flucht geschlagen hatte, erholt sich mühsam. Der Streaming-Pionier bemüht sich, die Schwäche bei der Abonnement-Entwicklung mit werbefinanzierten Accounts auszugleichen.

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