Der neue BASF-Chef Kamieth geht an den Start

Ein Stabwechsel in schwieriger Zeit

Auf den neuen BASF-Chef Markus Kamieth warten viele Baustellen. Er übernimmt das Ruder in wirtschaftlich schwierigem Umfeld.

Ein Stabwechsel in schwieriger Zeit

Stabwechsel an der BASF-Spitze in schwierigen Zeiten

Von Sabine Wadewitz, Frankfurt

Viel Zeit zur Eingewöhnung wird dem neuen BASF-Chef Markus Kamieth nicht vergönnt sein. Der Manager geht in schwierigem politischen und wirtschaftlichen Umfeld ans Ruder. Zugute wird dem 53-Jährigen kommen, dass er seit 25 Jahren im Chemiekonzern arbeitet, international Erfahrung in den wichtigsten Märkten USA und Asien Erfahrung gesammelt hat und von Natur aus daran interessiert ist, Dinge voranzutreiben.

Kamieth hat sich einige Monate für die neue Funktion warmgelaufen, hat sich vieles im Konzern angeschaut und sich Tipps von Vorgänger Martin Brudermüller geholt. Mit Ablauf der Hauptversammlung geht es für den passionierten Rennradfahrer nun richtig los. Zum Stabwechsel überreichte Brudermüller ihm ein Rad-Trikot mit BASF-Logo.

Viele Baustellen

In der aktuellen Situation der Branche muss Kamieth an vielen Stellen anpacken. Der Konzern kämpft gegen eine anhaltende Nachfrageschwäche in wichtigen Märkten, ist von dauerhaft hohen Energiepreisen im deutschen Heimatmarkt am Stammsitz Ludwigshafen tief in seiner Wettbewerbsfähigkeit getroffen und muss sich gegen gesellschaftlichen und politischen Druck für das Engagement in China rechtfertigen, wo BASF derzeit einen neuen Verbundstandort im Weltmaßstab aufbaut – das größte Einzelinvestment in der Geschichte des Konzerns. Und über allem muss die grüne Transformation bewältigt werden.

Der promovierte Chemiker, seit sieben Jahren im Vorstand, hat für sich und die neu zusammengesetzte Führungsriege ein klares Ziel definiert: „Wir wollen BASF zum bevorzugten Chemieunternehmen machen, das seinen Kunden die grüne Transformation ermöglicht.“ Er habe in seiner Karriere im Unternehmen immer Neugier auf Neues gezeigt, ihm liege viel daran, Innovationen voranzubringen, und er will viel Zeit mit Kunden verbringen. Auch zu politischen Themen, die für die BASF wichtig sind, will er den Mund aufmachen – hier folgt er seinem wortstarken Vorgänger Brudermüller.

Strategie-Update in Arbeit

Profitables Wachstum und Wertsteigerung sind zentrale Vorgaben für Kamieth, der Gestaltungswillen auch in schwierigen Zeiten hat. Der Vorstand sei dabei, ein Strategie-Update zu erarbeiten, das er im Laufe des Jahres vorstellen will.

Eine zentrale Baustelle ist der Standort Ludwigshafen, der im vergangenen Geschäftsjahr tief in die roten Zahlen gerutscht ist und einem Kostensenkungsprogramm unterzogen wird. „Eine Zukunft des Konzerns ohne Ludwigshafen kann ich mir nicht vorstellen, aber der Standort wird sich weiter verändern“, sagt Kamieth und versichert: „Wir geben uns Mühe, Ludwigshafen wieder aus dem Tal zu bringen.“ Es wird detailliert zu analysieren sein, was in Ludwigshafen, dem größten Standort, noch rentabel zu produzieren ist.

Was strukturelle Veränderungen mit Regionen und Menschen machen, kennt der nahbare und bodenständige Manager aus seiner eigenen Familiengeschichte. Kamieth ist im Ruhrgebiet aufgewachsen, sein Vater hat im Bergbau unter Tage gearbeitet. Der Sohn war der Erste in der Familie mit Abitur und Studium.

Hoffen auf Industrial Deal

Bei aller Standortdebatte hält er eine starke Industrielandschaft in Europa für notwendig, „was ohne Chemieindustrie nicht möglich ist“. „Es lohnt sich, in Europa eine wettbewerbsfähige Industrie zu halten und auszubauen“, sagt er. Dieses Ziel sei in der Politik zuletzt nicht unbedingt geteilt worden. Nach der „Antwerpener Deklaration“ mit der Forderung nach einem Industrial Deal in der EU gebe es indes ermutigende Reaktionen aus der Politik. „In der Politik wächst die Überzeugung, dass es zusätzlich zum Green Deal einen Industrial Deal braucht“, so seine Überzeugung.

Zuletzt Asien-Chef

Mit Blick auf China unterstützt Kamieth, zuletzt Asien-Chef der BASF, die Expansionsstrategie des Unternehmens. „Wir werden weiter in China investieren, weil die Kundenindustrien dort sind und es ein wichtiger Markt ist.“ China habe sich in den vergangenen Jahren verändert, was industrielle Dynamik und Wettbewerbsintensität betreffe. „Ich schaue auch mit kritischen Augen auf China, aber ohne China wird die BASF nicht profitabel wachsen können“, stellt er klar.

Das Klima für ausländische Investoren im Reich der Mitte hat sich nach Einschätzung von Kamieth eher verbessert. „Als Investor ist man in China willkommen wie lange nicht.“

Auf den neuen BASF-Vorstandschef Markus Kamieth warten viele Baustellen im Chemiekonzern