Finanzvorstand Minto wird Interimschef von Renault
Finanzvorstand Minto wird Interimschef von Renault
wü Paris
von Gesche Wüpper, Paris
Renault greift auf ein bewährtes Rezept zurück. Der französische Automobilkonzern setzt auf seinen Finanzvorstand als Interimschef. Duncan Minto soll die Geschäfte bei Renault so lange führen, bis ein Nachfolger für den zu Kering gewechselten Generaldirektor Luca de Meo gefunden ist. Nach dem Rücktritt von Thierry Bolloré als Konzernchef im Herbst 2019 war Renault ähnlich verfahren und hatte die damalige Finanzchefin Clotilde Delbos als Interimschefin ernannt.
Das Auswahlverfahren des künftigen Generaldirektors sei bereits auf gutem Wege, erklärte der Konzern jetzt. Beobachter werten dies als Hinweis, dass der Nachfolger de Meos schon bald und nicht erst in ein paar Monaten berufen werden dürfte — vielleicht sogar noch vor Monatsende. Immerhin ist Renault gerade dabei, einen neuen Strategieplan vorzubereiten. Dacia-Chef Denis Le Vot, Einkaufschef François Provost und dem früheren Stellantis-Einkaufschef Maxime Picat werden gute Chancen für den Chefposten eingeräumt. Der Verwaltungsrat habe bewusst keinen der internen Favoriten als Interimschef ausgewählt, um das Auswahlverfahren uneingenommen fortführen zu können, heißt es in Paris.
Unterstützung von Senard
Interimschef Minto dagegen gilt nicht als Kandidat. Der 50-jährige Schotte wird in seiner vorübergehenden Funktion von Verwaltungsratschef Jean-Dominique Senard unterstützt, der aus Altersgründen nicht selber die operative Geschäftsführung übernehmen konnte. De facto habe er aber das Ruder übernommen, seit de Meo seinen Wechsel zu Kering angekündigt habe, meint „Les Echos“
Minto fiel nun die undankbare Aufgabe zu, nur wenige Minuten nach seiner Berufung eine Gewinnwarnung abgeben zu müssen. Investoren erwarten von ihm Details, wie Renault auf die schlechter als erwarteten Zahlen reagieren will, wenn er am 31. Juli die Halbjahresergebnisse präsentiert.
Guter Kenner des Hauses
Minto ist erst seit März Finanzchef von Renault. Allerdings kennt der Absolvent der University of St. Andrews in Schottland den Konzern nur zu gut, da er seine gesamte Karriere bei ihm gemacht hat, nachdem er 1997 bei Renault in Großbritannien begonnen hat. 2001 wechselte er in die Finanzabteilung in Frankreich, wo er für Investor Relations zuständig war. Später war er in verschiedenen anderen Führungspositionen tätig, zuletzt als Finanzchef der Sportwagenmarke Alpine. Davor war er Finanzchef von Dacia.