Umstrittenes Gaza-Engagement

Gaza-Engagement kostet zwei Topmanager bei BCG ihre Posten

Das umstrittene Gaza-Engagement von BCG hat Folgen für zwei Führungskräfte. Chief Risk Officer Adam Farber und der Leiter des Bereichs Social Impact, Rich Hutchinson, müssen ihre Posten räumen.

Gaza-Engagement kostet zwei Topmanager bei BCG ihre Posten

Gaza-Engagement kostet zwei Topmanager bei BCG ihre Posten

sar Frankfurt

Das umstrittene Engagement des Consulting-Hauses BCG in Gaza zieht weitere personelle Konsequenzen nach sich. Wie die „Financial Times“ unter Berufung auf informierte Personen berichtet, werden zwei Führungskräfte ihre Posten räumen müssen. Dem sei eine interne Untersuchung vorausgegangen. Sie blieben aber für kundenbezogene Tätigkeiten im Haus. Betroffen sind dem Bericht zufolge Chief Risk Officer Adam Farber sowie Rich Hutchinson, der den Bereich Social Impact leitet.

Beide blicken laut ihren Profilen auf dem Karrierenetzwerk Linkedin auf lange Karrieren bei BCG zurück. Demzufolge heuerte Farber bereits 1998 an; seine jüngste Rolle als Chief Risk Officer übernahm er im Februar 2022. Hutchinson arbeitete bereits in den neunziger Jahren mit Unterbrechungen für BCG; seit August 2001 ist er durchgehend an Bord und übernahm im Januar 2000 die weltweite Leitung des Bereichs Social Impact.

Trennung von zwei Partnern

Die beiden Partner, die das Gaza-Engagement leiteten, haben BCG bereits verlassen. Die nun betroffenen Führungskräfte nimmt das Consulting-Haus in Schutz und sagt, diese seien in die Irre geführt worden. Die „Financial Times“ hatte zuvor berichtet, dass im Zuge des Gaza-Engagements unter anderem Kostenschätzungen für die Umsiedlung Hunderttausender Palästinenser in ein Finanzierungsmodell für den Wiederaufbau des Gaza-Streifens eingeflossen sein sollen.

BCG hat nach eigener Darstellung in Gaza zunächst auf Pro-bono-Basis beim Aufbau einer Hilfsorganisation beraten. Ein Folgeprojekt, in dessen Rahmen Berichten zufolge das Finanzierungsmodell entstand, war laut BCG nicht autorisiert. Die betroffene Hilfsorganisation Gaza Humanitarian Foundation steht seit längerem in der Kritik. Ihr wird vorgeworfen, einseitig die Ziele Israels zu unterstützen. Verteilzentren für Hilfsgüter mussten schließen, nachdem es dort zu tödlichen Zwischenfällen gekommen war.

Bereits im Juni hatte sich BCG ungewöhnlich scharf von dem Engagement distanziert und betont, die Partner hätten auf eigene Faust gehandelt und Informationen zurückgehalten. BCG zeigte sich wörtlich „shocked and outraged“.

Vor wenigen Tagen berichtete die „Financial Times“ unter Berufung auf Insider, es seien mehr als ein Dutzend BCG-Beschäftigte an dem Gaza-Projekt unter dem Code-Namen „Aurora“ beteiligt gewesen. Die Initiative sei innerhalb des Beratungshauses auch auf Senior-Level diskutiert worden.

BCG teilte in einer neuerlichen Stellungnahme mit, die Rolle des Consulting-Hauses werde falsch dargestellt. Es handle sich nicht um ein BCG-Projekt. Die Initiative sei im Geheimen und außerhalb der Genehmigungswege abgelaufen. Zuvor hatte BCG bereits angekündigt, eine Untersuchung solle auch das Prozessversagen aufklären, das dies ermöglicht habe.