Porträt

Chefin der HypoVereinsbank in Warteposition

Marion Höllinger hat dank guter Geschäftszahlen ihre Position an der Spitze der HVB gefestigt. Beim Thema Commerzbank-Fusion befindet auch sie sich in Wartestellung.

Chefin der HypoVereinsbank in Warteposition

Chefin der HypoVereinsbank in Wartestellung

Von Stefan Kroneck, München

Von der Führungsetage aus im Hochhaus der Münchner Zentrale der HypoVereinsbank (HVB) hat Marion Höllinger einen sehr guten Fernblick. Von dort aus kann die Chefin der drittgrößten deutschen Geschäftsbank zum Beispiel das Alpenpanorama betrachten. In der anderen Richtung liegt Frankfurt am Main nicht in Sichtweite. In der Mainmetropole sitzt die Commerzbank, auf die die HVB-Muttergesellschaft Unicredit einen Blick hat. Die italienische Großbank will die zweitgrößte deutsche Geschäftsbank schlucken. Die „Gelben“ leisten Widerstand, die Bundesregierung sträubt sich. Der Bund hält 12% an der Commerzbank, Unicredit sicherte sich knapp 30% des Grundkapitals.

Es herrscht seit Monaten eine Pattsituation. Ob die jüngste Initiative von Unicredit-CEO Andrea Orcel mehr Bewegung in die festgefahrene Lage bringen könnte, ist fraglich. Das in einem Brief formulierte Gesprächsangebot des italienischen Topmanagers an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sowie Vizekanzler und Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) unterstützt auch Höllinger. Gespräche seien immer gut, heißt es aus der HVB-Zentrale. Auf diese Weise will Orcel einen feindlichen Übernahmeversuch umgehen. Wie Orcel befindet sich auch Höllinger in dieser Gemengelage in einer Wartestellung.

An Schlagkraft gewonnen

Im Fall eines Erwerbs würde Unicredit nach eigenen Angaben die Commerzbank und die HVB als „unabhängige“ Einheiten parallel fortführen. Diese Zusage scheint in Berlin und in Frankfurt wenig zu überzeugen. Die Bundesregierung zeigte Orcel die kalte Schulter, berichteten zuletzt Medien. Klingbeil habe Orcel auf den Commerzbank-Vorstand verwiesen. Der große Wurf von Unicredit rückt in weite Ferne.

Unter Höllingers Regie hat die HVB derweil an Schlagkraft gewonnen. Die HVB erhöhte zuletzt ihre Profitabilität. Rückenwind erhält die Bank unter anderem von den gut laufenden Kapitalmärkten. Höllingers Einheit präsentiert solide Zahlen im Unicredit-Reich. Im ersten Quartal steigerte das Institut das Nettoergebnis um 12% auf 613 Mill. Euro. Die HVB trug dadurch zu den Rekordzahlen der Bankengruppe bei.

Position gefestigt

Das festigt die Stellung der HVB-Chefin innerhalb der Unicredit-Gruppe. In ihrer Rolle gehört sie als „Head of Germany“ auch dem 13-köpfigen Group Executive Committee der Großbank mit Sitz in Mailand an. Dieses Gremium leitet Orcel. Höllinger ist damit direkt in die strategischen Entscheidungen der Muttergesellschaft eingebunden. Sie führt die HVB seit März 2023, zunächst bis Dezember 2023 als Vorstandssprecherin, danach als Sprecherin der neunköpfigen Geschäftsführung infolge der Umfirmierung von einer AG in eine GmbH.

Die HVB wollte mit diesem Schritt Verwaltungskosten einsparen. Seitdem kann Unicredit noch stärker bei der Münchner Tochter durchregieren.

Erste Frau an der Unternehmensspitze

Das Arbeitsverhältnis zwischen Orcel und Höllinger gilt als eng. Der Italiener trug zum Aufstieg der Managerin an die Spitze der HVB bei. Der Unicredit-CEO leitet seit Juli 2021 auch den Aufsichtsrat der HVB. Im Frühherbst 2022 kürte das Kontrollgremium Höllinger im Alter von 49 Jahren zur Nachfolgerin von Michael Diederich. Der Investmentbanker wechselte seinerzeit zum Fußball-Erstligisten FC Bayern München, um dort als Finanzvorstand tätig zu sein.

Höllinger ist damit die erste Frau an der Spitze der HVB. Die gelernte Bankkauffrau und Wirtschaftsmanagerin (European School of Management and Technology) ist seit 34 Jahren für das weiß-blaue Geldhaus tätig. In ihrer beruflichen Laufbahn arbeitete sie in verschiedenen Führungspositionen im Privatkundengeschäft. Im August 2021 rückte sie in den HVB-Vorstand auf mit Zuständigkeit für den Bereich Privatkunden. Vier Monate zuvor startete Orcel als Unicredit-CEO.

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