Pionier der Corporate Governance

ISS-Gründer Robert Monks ist gestorben

Robert Monks ist im Alter von 91 Jahren verstorben. Der Gründer von Institutional Shareholder Services trat über Jahrzehnte lautstark für Aktionärsrechte ein.

ISS-Gründer Robert Monks ist gestorben

Pionier der Corporate Governance:
Robert Monks ist gestorben

xaw New York

Die Mächtigen in Amerikas Unternehmenslandschaft fürchteten ihn über Jahrzehnte: Robert Augustus Gardner Monks, einflussreicher Aktionärsrechte-Vertreter und Gründer des Stimmrechtsberaters Institutional Shareholder Services (ISS), ist in der vergangenen Woche im Alter von 91 Jahren verstorben. Der 1933 in Boston geborene Sohn eines Predigers und Schuldirektors hat mit seiner Arbeit die Corporate Governance einschneidend verändert.

Beginn als Ruderer und Anwalt

Der Vater zweier Kinder, Großvater dreier Enkel und sechsfache Urgroßvater studierte am Harvard College sowie der britischen Universität Cambridge, wo er als Mitglied des Ruderteams 1955 das traditionelle Bootsrennen gegen die Universität von Oxford gewann. Zudem schloss Monks die Harvard Law School ab und wurde 1958 Partner in einer Bostoner Anwaltskanzlei. Anschließend arbeitete er unter anderem als Manager in der Kohle- und Ölindustrie und rückte in den Verwaltungsrat des heute zu BNY gehörenden Assetmanagers Boston Company auf, dem er zwischen 1979 und 1981 vorstand.

US-Präsident Ronald Reagan machte Monks zum Direktor der staatlich gestützten United States Synthetic Fuel Corporation, die zur Energie- und Versorgungssicherheit der USA beitragen sollte. Zudem wurde er zu einem der Gründungstreuhänder der staatlichen Pensionskasse für Bundesangestellte, FERS. Ab 1983 hatte er im US-Arbeitsministerium dann die Kontrolle über das gesamte US-Rentensystem inne.

Einflussreicher Politiker

Seine Ideale als Reformer führten ihn auch auf die politische Bühne. Dreimal kandidierte er als Vertreter Maines für den US-Senat. Zweimal – 1972 und 1996 – scheiterte er in den republikanischen Vorwahlen an Amtsinhaberin Margaret Smith bzw. der noch immer aktiven Susan Collins. Einmal erhielt er die Nominierung, unterlag 1976 aber schließlich dem demokratischen Kandidaten Edmund Muskie. Trotz dieser Rückschläge hatte Monks' Stimme enormes politisches Gewicht, zwischen 1977 und 1978 war er Vorsitzender der Republikanischen Partei von Maine.

Seine bleibendsten Eindrücke hinterließ er indes als unermüdlicher Verfechter von Aktionärsrechten. Im Jahr 1985 gründete er ISS, später folgten weitere Governance-Organisationen wie die heute unter dem Banner von GMI Ratings firmierende Corporate Library. Mit diesen trat er dafür ein, dass sich Anteilseigner aktiv in die Kontrolle ihrer Portfoliounternehmen einbringen sollten. So stieß er einen Kampf um mehr Transparenz großer Konzerne und einer stärkeren Verantwortlichkeit ihres Managements an. „Seine Beiträge auf diese Feld sind unauslöschlich und anhaltend, doch seine lebhafte Persönlichkeit und seinen klarer Intellekt werden so viele von uns in der Governance-Branche schmerzlich vermissen“, teilte ISS mit.

Engagement bringt Feindschaften

Sein Engagement bescherte Monks, dessen 2023 verstorbene Frau Millicent Carnegie Sprague der Industriellenfamilie Carnegie entstammte, allerdings auch viele Feindschaften. So steht er im Zentrum der Biographie „A Traitor to His Class: Robert A.G. Monks and the Battle to Change Corporate America“ („Verräter seiner Klasse: Robert A.G. Monks und der Kampf um einen Wandel in Amerikas Unternehmenswelt“) von Hilary Rosenberg. Zudem war er begehrter Interviewpartner für Dokumentationen zu Aktionärsrechten. Der Stimmrechtsberater ISS nimmt auch in der aktuellen amerikanischen Hauptversammlungssaison wieder eine entscheidende Rolle als lautstarkes Sprachrohr ein, das zum Beispiel hohe Sondervergütungen für das Spitzenmanagement von Investmentbanken wie Goldman Sachs offen kritisiert.

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