Freudenberg-CEO verabschiedet sich nach 13 Jahren

Kämpfer gegen den Dogmatismus

Mohsen Sohi übergibt nach 13 Jahren an der Konzernspitze an Claus Möhlenkamp. Was bleibt ist eine Kultur der Innovation, globale Aufstellung und die Ablehnung von Dogmen.

Kämpfer gegen den Dogmatismus

Kämpfer gegen den Dogmatismus

scd Weinheim
Von Sebastian Schmid, Frankfurt

Wenn der Alterungsprozess eines Managers seinen Stress im Job widerspiegelt, dann gibt es wohl kaum einen angenehmeren Chefposten als den in Weinheim bei Freudenberg. Jedenfalls sind dem seit 13 Jahren amtierenden CEO Mohsen Sohi seine mittlerweile 66 Jahre kaum anzusehen. Aber vielleicht liegt das auch an der Ernährung. In Sohis Büro findet sich keine Schüssel mit Keksen oder Schokolade. Stattdessen finden Besucher bei ihm stets einen Teller mit Beeren auf dem Tisch vor.

Immer wieder neu erfunden

Der Besuch bei dem Industriekonzern in Weinheim ist aber nicht nur ein anschauliches Beispiel für gesundes Snackverhalten, sondern immer auch eine Rückschau in die industrielle Historie des Landes. Im angeschlossenen Museum wird die enorme Diversität an Branchen und Produkten gezeigt, die das Unternehmen, das vor mehr als 175 Jahren mit einer einfachen Kalbslederproduktion gestartet ist, mittlerweile beliefert. Von einfachen Haushaltsartikeln über Wasseraufbereitung bis hin zur Luftfilterung in gigantischen Windkrafträdern. Immer wieder wurden neue, angrenzende Anwendungsfelder auf Basis bestehender Technologien gefunden oder über Zukäufe im Konzern integriert. Sohi, ein im Iran geborener US-Amerikaner, verkörpert die Philosophie, dass die Produktentwicklung im Zentrum eines jeden Industriekonzerns stehen sollte – und zwar mit der praktischen Anwendung im Markt im Blick. Der langfristige Erfolg von Freudenberg beruhe auf einem starken Fokus auf Forschung und Innovation. „Wir definieren und investieren gezielt in technologische Plattformen, um im Markt erfolgreich zu sein.“

Global inspirierte Best Practices

Ein globaler Konzern habe den Vorteil, sagt Sohi, sich bei der Firmenkultur auch global inspirieren zu lassen, wenn man sich offen dafür zeige. Jede Corporate Culture habe ihre Vorteile. Wer erfolgreich sein wolle, dürfe daher nicht dogmatisch sein. „Es spielt keine Rolle, woher die Best Practice kommt. Deutschland, Amerika, Indien, China oder Japan, richtig? Das habe ich versucht, unserem Management einzuimpfen. Aber wir sind noch nicht ganz da.“ Sohi will daran bis zum letzten Tag mitwirken. „Die Herausforderung besteht immer darin, die Grundsätze im Alltag tatsächlich zu leben.“ Das gehe jedem so. Da könne er auch sich nicht ausnehmen, erklärt er.

Zur Jahresmitte wird Sohi nach exakt 13 Jahren an der Konzernspitze in den Ruhestand wechseln. Der 58-jährige Claus Möhlenkamp übernimmt den Job am 1. Juli. Möhlenkamp ist bereits seit Jahresbeginn stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Freudenberg SE. Mit dem Ausscheiden von Sohi wird Möhlenkamp, der seit mehr als drei Jahrzehnten bei Freudenberg arbeitet, dann dessen Aufgaben als alleiniger CEO der Freudenberg SE übernehmen.

Die Stabübergabe dürfte insofern eine freundliche sein. Nicht nur, weil beide Manager seit mehr als einem Jahrzehnt vertrauensvoll zusammen arbeiten. Vor allem erinnert sich Sohi noch gut an die Staffelstab-Übergabe seines Vorgängers Peter Bettermann an ihn. Bettermann, der damals ebenfalls in Ruhestand ging, habe dem Neuankömmling aus dem Joint-Venture den Übergang erleichtert. Nun will er es ebenso machen.