Luftfahrt

Kavalierstart für Airbus-Rüstungschef Schoellhorn

Es sei eine Gelegenheit, die er nicht hätte vorbeiziehen lassen können, auch wenn er erst knapp zwei Jahre in seinem damaligen Amt gewesen sei, erklärt er. Denn als Sohn eines Bundeswehrpiloten sei er quasi mit dem Geruch von Kerosin aufgewachsen....

Kavalierstart für Airbus-Rüstungschef Schoellhorn

Von Gesche Wüpper, Paris

Es sei eine Gelegenheit, die er nicht hätte vorbeiziehen lassen können, auch wenn er erst knapp zwei Jahre in seinem damaligen Amt gewesen sei, erklärt er. Denn als Sohn eines Bundeswehrpiloten sei er quasi mit dem Geruch von Kerosin aufgewachsen. Nicht nur deshalb ist der Posten an der Spitze von Airbus Defence and Space für Michael Schoellhorn eine Rückkehr zu den Wurzeln. Denn der 1965 in Lagerlechfeld bei Augsburg geborene Manager hat selbst als Hubschrauberpilot für die Bundeswehr gearbeitet, an der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr in Hamburg Maschinenbau studiert und dort auch in Steuerungstechnik promoviert.

Er habe sich sehr schnell eingearbeitet und könne bereits erste Erfolge vorweisen, sagen Mitarbeiter. So konnte die Airbus-Sparte gleich mehrere neue Aufträge verkünden, seit Schoellhorn im Juli das Ruder von Dirk Hoke übernommen hat. Erst bestellte Kasachstan Anfang September zwei A400M-Militärtransporter, dann schloss Indien Ende September einen Vertrag über den Kauf von 56 Airbus-C295-Maschinen zur Modernisierung der Indian Air Force ab. Freitag folgte das spanische Verteidigungsministerium und unterzeichnete eine Bestellung für drei Airbus A330 MRTT (Multi-Role Tanker Aircraft). Sie sollen 2023 bis 2025 ausgeliefert werden.

Auf der Sonntag beginnenden Dubai Airshow, der ersten Luftfahrtmesse seit Ausbruch der Covid-Pandemie, könnten weitere Aufträge folgen. „Ich bin zuversichtlich, dass es in diesem Jahr weitere gute Nachrichten hinsichtlich Militärtransportflugzeugen geben wird“, sagte Schoell­horn Anfang November bei einer Veranstaltung der französischen Vereinigung der Luft- und Raumfahrtjournalisten AJPAE (Association des Journalistes Professionnels de l’Aéronautique et de l’Espace) in der Nähe der Métro-Station Odéon in Paris. In einem dort gelegenen Restaurant habe er mit Guillaume Faury bei einem Abendessen über seinen Wechsel zu Airbus gesprochen.

Der 53-jährige Faury hatte Schoell­horn als Chief Operating Officer (COO) der Zivil-Flugzeugsparte von Airbus geholt, als er im April 2019 Tom Enders an der Spitze des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns abgelöst hat. Anfangs hätten ihn einige Airbus-Mitarbeiter etwas skeptisch beäugt, da er von BSH Home Appliances gekommen sei, berichtet Schoellhorn. Als COO des Flugzeugbauers stand er schnell vor großen Herausforderungen, da er angesichts der durch die Covid-Pandemie verursachten Krise der Luftfahrtbranche die Produktion um 40% drosseln musste.

Bei Airbus Defence and Space muss Schoellhorn, der seine Karriere 1999 bei Bosch im Automobilsektor begann, nun Gas geben. Denn in den ersten neun Monaten des Jahres hat die Sparte mit 6,9 Mrd. Euro einen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stabilen Umsatz verbucht. In seinem neuen Amt will Schoellhorn, der seit September auch Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie (BDLI) ist, ebenfalls Lehren aus den Verspätungen und Kostenüberschreitungen des A400M-Programms ziehen. Er muss nun zudem mit Dassault Aviation die letzten Details des Abkommens für das deutsch-französisch-spanische Projekt des künftigen Luftkampfsystems FCAS (Future Combat Air System) aushandeln, danach eine detaillierte Vereinbarung mit den Käufernationen.

Optimistisch für Wettbewerb

„Wir sind optimistisch und setzen uns dafür ein, dass es funktioniert“, sagt er. Schoellhorn, der auch in den USA und der Tschechischen Republik gelebt und gearbeitet hat, zeigt sich auch optimistisch, dass es einen fairen Wettbewerb geben wird, wenn die amerikanische Air Force wie erwartet bis Ende 2022 eine neue Ausschreibung für weitere Tankerflugzeuge veröffentlicht. Vor gut zehn Jahren hatte Airbus in einen lukrativen Tankerwettbewerb gegen Boeing verloren. Diesmal will der Konzern mit Lockheed Martin als Partner antreten.