Führungswechsel

Lexus-Chef Koji Sato am Toyota-Lenkrad

Führungswechsel beim weltgrößten Autobauer Toyota: Akio Toyoda wird Chairman, Lexus-Chef Koji Sato wird sein Nachfolger als CEO. Toyoda wird aber noch ein Wörtchen mitreden bei der Ausrichtung des Konzerns.

Lexus-Chef Koji Sato am Toyota-Lenkrad

Von Martin Fritz, Tokio

Überraschender Wechsel in der Führung von Toyota: Nach fast 14 Jahren übergibt Akio Toyoda (66), der Enkel des Konzerngründers Kiichiro Toyoda, zum 1. April das Steuer des weltgrößten Autobauers an Koji Sato (53), Leiter der Luxusmarke Lexus und seit Anfang 2021 Chief Branding Officer für die Marke Toyota. Toyoda wiederum übernimmt den Vorsitz des Verwaltungsrates von Takeshi Uchiyamada (76), der jedoch weiter Mitglied bleibt.

Der hochgewachsene Sato studierte Maschinenbau an der Waseda-Universität in Tokio und arbeitet seit 1992 für Japans größtes Unternehmen. Seit Anfang 2016 war er Chef­ingenieur von Lexus International, ab April 2017 leitete er die Sparte. Im Januar 2020 rückte er als Operating Officer in den Vorstand auf, seit September 2020 verantwortet er auch die Motorsportaktivitäten. „Er hat hart gearbeitet, um die Philosophie, Techniken und Art und Weise von Toyota auf dem Feld der Autoproduktion zu meistern, er ist jung, er begibt sich in die Fabriken und er liebt Autos“, begründete Toyoda die Auswahl des neuen CEO.

Ungeduldige Investoren

Der Führungswechsel passiert in einer schwierigen Phase für das Unternehmen. Einerseits hat Toyota die Versorgungsprobleme mit Halbleitern besser weggesteckt als viele Rivalen und wohl auch 2022 das dritte Jahr in Folge die meisten Fahrzeuge weltweit gebaut. Andererseits stellen Investoren mit wachsender Ungeduld fest, dass Toyota im Vergleich zu Volkswagen nur wenige Elektroautos verkauft, sondern an seinen Hybrid- und Brennstoffzellenantrieben sowie Verbrennungsmotoren festhält. Toyoda, ein leidenschaftlicher Rennfahrer, beurteilte die Absatzchancen von Batterieautos unter Verweis auf die schwache Ladeinfrastruktur in vielen Ländern skeptisch, forcierte aber zuletzt die Umstellung. Offenbar entwickelt man gerade erstmals eine eigene Plattform für Elektroautos. Sato äußerte sich nicht zur Konzernpolitik, sondern bekräftigte lediglich, dass er Toyota in ein Mobilitätsunternehmen umwandeln will.

Bei dessen Vorstellung sprach Toyoda zwar von einer „Stabübergabe“, behielt aber die Regie fest in der Hand. Nach seiner Aussage soll Sato Toyota nicht allein, sondern zusammen mit einem neuen Team führen. Das hörte sich so an, als ob Toyoda auch als Chairman noch ein Wörtchen bei der Ausrichtung des Unternehmens mitreden will. Am Ende der Pressekonferenz, als das Bild schon weggeschaltet war, witzelte er darüber, dass Sato sein Schluss-Statement aus Nervosität nicht mit einem Lächeln beenden konnte.

Toyodas Aufrücken in den Verwaltungsrat war wegen seiner langen Amtszeit erwartet worden, doch der Zeitpunkt kam unerwartet. Der 66-Jährige hatte 2009 als damals jüngster CEO den Chefsessel erhalten, als der Konzern in der Finanzkrise einen schweren Absatz- und Gewinneinbruch erlitt. Es folgten Millionen Rückrufe in den USA wegen rätselhafter Beschleunigungen. Ein Auftritt vor dem US-Kongress machte Toyoda weltweit bekannt, später stoppte ein Tsunami monatelang die Japan-Produktion. Sein Credo war die Rückbesinnung auf alte Firmenwerte, zugleich schmiedete er Partnerschaften mit Panasonic, Softbank, Mazda und Suzuki. „Es war ein ständiger Kampf ums Überleben“, fasste er die Jahre zusammen.

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