Luftfahrt

Lufthansa-Chef Spohr: Wir sind Teil des Problems

Vom Klimapaket der EU „Fit for 55“ ist Carsten Spohr wie viele seiner Kollegen aus der Luftfahrtbranche wenig angetan. Die dort vorgeschlagenen Maßnahmen haben nach Ansicht des Lufthansa-Chefs das Zeug dazu, die Wettbewerbsposition der europäischen...

Lufthansa-Chef Spohr: Wir sind Teil des Problems

Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Vom Klimapaket der EU „Fit for 55“ ist Carsten Spohr wie viele seiner Kollegen aus der Luftfahrtbranche wenig angetan. Die dort vorgeschlagenen Maßnahmen haben nach Ansicht des Lufthansa-Chefs das Zeug dazu, die Wettbewerbsposition der europäischen Fluglinien zu verschlechtern. Ein Rechenbeispiel hat Spohr auch parat: Will ein Passagier von Europa nach Tokio fliegen und tut dies ab Frankfurt, dann steigt sein Ticketpreis dank „Fit for 55“ künftig um 58 Euro. Steigt er unterwegs in Istanbul um, dann muss er nur 8 Euro mehr zahlen. Allerdings verursacht die Route über die Türkei laut Spohr 9% mehr CO2-Emissionen, und das könne doch nicht das Ziel sein.

Hört man dem Lufthansa-Chef beim Thema Klimaschutz zu, dann ist da von Handlungsbedarf die Rede – „wir sind Teil des Problems“. Da ist aber auch herauszuhören, dass man sich möglichst wenig Einflussnahme der Politik wünscht und schon gar keine, die zu höheren Kosten führt. Zu wenig gewürdigt sehen Spohr und Kollegen die Bemühungen der Branche um den Klimaschutz. Auch ohne die Keule aus Brüssel hat sich Lufthansa vorgenommen, die CO2-Emission bis 2030 zu halbieren und im Jahr 2050 klimaneutral zu sein. Auf dem Weg dorthin rührt Wirtschaftsingenieur und Pilot Spohr die Werbetrommel für den technischen Fortschritt. Bei vielen neuen Flugzeugmodellen von Airbus sei man Erstkunde gewesen, und deshalb gebe es auch intensive Gespräche mit dem Hersteller zum Thema Wasserstoffflugzeug. Einen engen Draht unterhält Spohr auch zu Boeing, mit dem CEO Dave Calhoun war der Lufthansa-Chef gestern zum Abendessen verabredet. Dagegen ist nichts bekannt über Gespräche zwischen Spohr und den Managern der diversen Start-ups, die mit der Entwicklung von kleinen Elektrofliegern beschäftigt sind. Dort tatsächlich Fluggeräte bestellt haben zuletzt Fluglinien aus den USA und Brasilien sowie DHL für ihr Frachtgeschäft. Letztere habe mit ihrem kleinteiligen Paketgeschäft einen anderen Bedarf als Lufthansa Cargo, erklärt Spohr, der für die Frachttochter zuletzt Airbus-A321-Maschinen geleast hat – im übrigen ehemalige Flieger der Lufthansa-Passagierflotte.

Indes sind Elektroflieger ebenso wie Wasserstoffflugzeuge Zukunftsmusik, die kurzfristig wenig Entspannung fürs Klima bringen. Das könnten eher nachhaltig produzierte Treibstoffe. Geht es um deren Herstellung in industriellem Maßstab, verweist die Lufthansa gerne auf Handlungsbedarf bei den Ölfirmen. Die Airline hat ein einst bestehendes Engagement in diesem Bereich, bei Caphenia, längst ad acta gelegt

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