Dimitar Radev

Neuer EZB-Rat zieht Lehren aus Kommunismus

Bulgariens Notenbankchef Dimitar Radev hat den Kommunismus in seinem Land hautnah miterlebt. Diese Erfahrungen sieht er als nützlich an für seine neuen Aufgaben als EZB-Ratsmitglied.

Neuer EZB-Rat zieht Lehren aus Kommunismus

Neuer EZB-Rat zieht Lehren aus Kommunismus

Bloomberg/mpi Frankfurt

Mit der Euro-Mitgliedschaft Bulgariens ab 2026 begrüßt die EZB im kommenden Jahr auch ein neues Ratsmitglied, das über die Leitzinsen im Währungsraum mitentscheiden wird. Der 69-jährige Dimitar Radev steht seit 2015 an der Spitze der Notenbank seines Landes. Seine Erfahrungen mit dem Finanzsektor reichen jedoch Jahrzehnte zurück.

In den 1980er Jahren war er Beamter in Bulgariens Finanzministerium, als die kommunistische Regierung abrupt beschloss, die Behörde dichtzumachen. Nachdem Radev den endgültigen Zusammenbruch des Regimes und die Wiedereinsetzung des Ministeriums miterlebt hatte, half er seinem Land, die Hyperinflation zu überwinden. So ebnete er den Weg für die Euro-Mitgliedschaft Bulgariens.

Neue Welle des Interventionismus

Von seinen Erfahrungen im Kommunismus möchte der Volkswirt bei seiner künftigen Arbeit als EZB-Rat profitieren. Radev meint, dass seine Vertrautheit damit, wie eine Planwirtschaft schiefgehen kann, sich als nützlich erweisen wird, wenn sich die Entscheidungsträger der EZB mit den Folgen einer neuen Welle von interventionistischen Regierungen auseinandersetzen.

Wenn er am 1. Januar seinen Sitz im EZB-Rat einnimmt, wird die Notenbank vermutlich immer noch die Auswirkungen der plötzlichen Umstrukturierung des Welthandels durch US-Präsident Donald Trump auf die Inflation berücksichtigen müssen. Auch die sprunghafte Erhöhung der öffentlichen Ausgaben in Europa wird die EZB beschäftigen.

„Ich habe direkte Erfahrungen damit, wie die Steuer- und Geldpolitik in einem zentral geplanten System durchgeführt wurde“, sagte Radev. „Genauer gesagt, ich weiß, wie eine solche Politik nicht durchgeführt werden sollte. Diese Erfahrung ist von bleibendem Wert – vor allem als Anhaltspunkt dafür, was zu vermeiden ist.“

Konservative Haltung

Auf die Frage, ob er sich eher den Falken oder den Tauben im EZB-Rat zugehörig fühlt, sagte Radev, der ab September als Beobachter an den Sitzungen teilnehmen wird, er habe diese Frage nie direkt beantwortet und werde dies auch jetzt nicht tun. Falken sind Verfechter einer eher restriktiveren Geldpolitik. Tauben setzen dagegen auf einen tendenziell lockereren Kurs.

„Meine Position ist über die Jahre hinweg konsistent gewesen und beruht auf langjähriger Erfahrung in der Geld- und Finanzpolitik“, sagte er. „Diese Perspektive führt unweigerlich zu einer konservativen Haltung, die fest auf einer strengen Auslegung des Mandats der Zentralbank beruht.“