Luftfahrt

Qatar-Chef Al Baker lässt A350 am Boden

Er ist sowohl für seine hohen Ansprüche als auch für sein unberechenbares Temperament bekannt. Und er ist einer der wichtigsten Kunden von Airbus und Boeing – aber auch einer der schwierigsten. Das bekommt der europäische Flugzeugbauer nun erneut zu...

Qatar-Chef Al Baker lässt A350 am Boden

Von Gesche Wüpper, Paris

Er ist sowohl für seine hohen Ansprüche als auch für sein unberechenbares Temperament bekannt. Und er ist einer der wichtigsten Kunden von Airbus und Boeing – aber auch einer der schwierigsten. Das bekommt der europäische Flugzeugbauer nun erneut zu spüren. Denn Akbar Al Baker, der Chef von Qatar Airways, hat jetzt höchst öffentlichkeitswirksam 13 A350-Langstreckenjets gegroundet. Qatar Airways folge damit der ausdrücklichen schriftlichen Anweisung seiner Aufsichtsbehörde, teilte die Fluggesellschaft mit. Zusätzlich zu den üblichen Sicherheitsüberprüfungen überwache man den bedeutenden Zustand der A350-Flotte, bei der die Rumpfoberfläche unterhalb der Farbe unerwartet schnell altere.

Qatar-Airways-Chef Al Baker verweigert bereits seit Juni die Annahme neuer A350-Jets. Bei einigen der bereits übernommenen Exemplare sei ein erhöhter Verschleiß der Farbe festgestellt worden, erklärte der 1962 geborene Manager damals. „Mit dieser letzten Entwicklung hoffe ich inständig, dass Airbus die Angelegenheit mit all der Aufmerksamkeit behandelt, die ihr gebührt“, ließ er jetzt mitteilen. Qatar Airways erwarte von Airbus, dass die primäre Ursache gefunden und definitiv behoben werde, bevor die Airline wieder A350-Maschinen von dem Flugzeugbauer abnehme. Von den 344 Flugzeugen, die Airbus in diesem Jahr bis Ende Juli ausgeliefert hat, sind 32 Exemplare des Langstreckenjets.

Die Fluggesellschaft, an deren Spitze Al Baker seit 1997 steht, ist nicht nur Erstkunde der beiden Versionen des A350, sondern mit insgesamt 76 Bestellungen auch der wichtigste Kunde des Modells. Von den 34 bestellten Exemplaren der kleineren Version A350-900 hat sie bereits alle erhalten, von den 42 der größeren Variante A350-1000 müssen 23 noch ausgeliefert werden. Qatar Airways wird zudem als möglicher Erstkunde für die geplante Frachtversion des A350 gehandelt.

Airbus selber wollte sich mit Verweis auf vertrauliche Kundengespräche nicht konkret zu der Entscheidung des Golf-Carriers äußern, 13 A350-Jets am Boden zu lassen und mit seinen vorhandenen A330-Langstreckenjets einen Teil der betroffenen Flüge zu übernehmen. Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass der Flugzeugbauer die Entscheidungen von Al Baker zu spüren bekommt. So ließ der Airline-Chef, der nach dem Wirtschaftsstudium in Indien verschiedene Positionen bei der Luftfahrtbehörde Katars innehatte und einst auch die Tourismusbehörde des Emirats leitete, Ende 2014 den zunächst angesetzten Termin für die Erstauslieferung des A350 kurzfristig platzen. Im selben Jahr hatte er sich über Monate geweigert, das erste für Qatar Airways bestimmte Exemplar des A380-Großraumflugzeugs in Empfang zu nehmen, weil er unzufrieden mit der Inneneinrichtung war. Er hätte auch Erstkunde der neumotorisierten Version des A320-Mittelstreckenjets sein sollen, doch dann zog Airbus Lufthansa vor.

Auch Boeing hat die spitze Zunge Al Bakers zu spüren bekommen. Als es bei den ersten 787-Dreamlinern von Qatar Airways wiederholt zu Problemen kam, stichelte er: „Wir kaufen Flugzeuge, um sie zu benutzen, und nicht, um sie im Museum zwischenzulagern.“ Vorher hatte er bereits gepestet, Boeing habe offenbar verlernt, wie man Flugzeuge baue, wenn Qatar Airways die bestellten Dreamliner nicht wie versprochen bis Jahresende erhalte.

Al Baker ist nicht nur wegen seiner Funktion bei Qatar Airways ein wichtiger Kunde für Flugzeugbauer, sondern auch weil der Golf-Carrier an anderen Airlines beteiligt ist. Anfang letzten Jahres erhöhte er seinen Anteil an IAG, der Mutter von British Airways, auf mehr als 25%. Die von Al Baker geleitete Airline ist zudem mit 10% an der südamerikanischen Fluggesellschaft Latam beteiligt.