Condor und Fraport

Ziemlich beste Freunde

Condor ist in Frankfurt um 35% gewachsen, Vorstandschef Peter Gerber hebt dabei die gute Zusammenarbeit mit dem Flughafenbetreiber Fraport hervor. Das sind ungewohnte Töne in der Branche.

Ziemlich beste Freunde

Ziemlich beste Freunde

lis Frankfurt
Von Lisa Schmelzer, Frankfurt

Airlines und Flughäfen, so könnte man meinen, verbindet ein gemeinsames Interesse: dass der Luftverkehr am Standort Deutschland floriert. Das wird auch sehr gerne in Pressekonferenzen und Medienmitteilungen propagiert. Sogar einen gemeinsamen Verband haben Fluglinien und Airports vor einigen Jahren gegründet, um mit höherer Schlagkraft die gemeinsamen Interessen zu plakatieren und durchzusetzen.

Doch in der täglichen Zusammenarbeit gibt es zuweilen ziemlich viel Frust und Streit zwischen den beiden Parteien, was nach der Pandemie im Dauer-Zwist zwischen Lufthansa und Fraport einen Höhepunkt fand. Operativ lief im ersten Nach-Corona-Sommer vieles schief, beide Unternehmen schoben sich damals gegenseitig die Schuld in die Schuhe. Operativ hat sich das Geschäft inzwischen zwar stabilisiert, aber so richtig miteinander warm geworden sind die Führungsriegen von Lufthansa und Fraport trotzdem nicht miteinander.

Condor-Chef Peter Gerber
Condor

Da boten kürzlich Condor-Chef Peter Gerber und der für Infrastruktur zuständige Fraport-Vorstand Pierre Dominique Prümm ein ganz anderes Bild. Als „Kollegen und Freund“ bezeichnete Gerber Prümm bei einer gemeinsamen Pressekonferenz, und damit war der Ton zwischen diesen beiden Managern gesetzt. „Das ist etwas Besonderes für uns“, erwiderte der Manager des Flughafenbetreibers bezogen auf die Zusammenarbeit mit der Ferienfluggesellschaft, die in Frankfurt zuletzt deutlich gewachsen ist. Die Ausweitung der Condor-Kapazitäten am größten deutschen Flughafen sei „das stärkst mögliche Bekenntnis zum Standort Frankfurt".

Condor war für die laufende Sommersaison im Vergleich zum Vorjahr bei den Sitzen ab Fraport um 35% gewachsen und die „Gate-Optimierung bei Fraport funktioniert hervorragend“, so Gerber. So etwas hat man vom größten Fraport-Kunden Lufthansa bisher eher nicht gehört. Vielmehr hat der Platzhirsch über die Jahre immer mal wieder Flugzeuge aus Frankfurt abgezogen und sie beispielsweise am zweiten deutschen Drehkreuz in München stationiert. Nicht dass es zwischen München und Lufthansa immer rund läuft, in letzter Zeit hatte Lufthansa-Chef Carsten Spohr immer mal wieder bissige Bemerkungen über die Performance am Flughafen der bayrischen Landeshauptstadt gemacht.

Pierre Dominique Prümm, bei Fraport Vorstand Aviation und Infrastruktur
Fraport

Dagegen nun das Kontrastprogramm à la Condor und Fraport. Bei der Suche nach Airlines, die am neuen Terminal 3 in Frankfurt eine Heimat finden sollen? „Da ist Condor unser erster Ansprechpartner“, so Prümm. „Wir freuen uns auf das Angebot“, antwortete Gerber, der dann noch betonte, dass es eben doch möglich sei, an einem Standort wie Frankfurt zu wachsen. Und das bei einer weiter verbesserten Pünktlichkeit. „Da geht der Dank auch an unseren Partner.“

Die diplomatische Schule im Umgang mit Flughäfen gelernt hat Gerber vermutlich nicht bei seinem früheren Arbeitgeber, er stand jahrzehntelang im Dienst der Lufthansa. Er setzt indes auch gegenüber dem deutschen Marktführer auf einen neuen Ton. Auch Lufthansa und Condor liegen seit Jahren zu verschiedenen Themen über Kreuz. „Die Rahmenbedingungen für den Luftverkehr in Deutschland sind nicht einfach, da ist es wichtig, dass man zusammensteht“, sind sich Gerber und Prümm einig. Immer nur Süßholz geraspelt werden muss deshalb nicht. „Wir reden schon auch mal Tacheles.“

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