KommentarBHP greift nach Anglo American

Schnäppchen mit unwägbaren Risiken

Der weltgrößte Bergbaukonzern BHP greift nach dem Rivalen Anglo American. Die Verschmelzung wäre aus Sicht der Australier sinnvoll, ist aber risikobehaftet. Der Transaktionswert läge auf Basis des jetzigen Angebots bei 36 Mrd. Euro.

Schnäppchen mit unwägbaren Risiken

Bergbau

Schnäppchen mit großen Risiken

Von Martin Dunzendorfer

BHP geriert sich als Schnäppchenjäger. Könnte man meinen. Der weltgrößte Bergbaukonzern mit Sitz in Melbourne strebt die Übernahme des britisch-südafrikanischen Wettbewerbers Anglo American im Wege eines Aktientausches an. Der Zeitpunkt scheint günstig. Seit ihrem Rekordhoch vor genau zwei Jahren hatte die Anglo-American-Aktie bis vor Bekanntwerden der Offerte mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren. In derselben Zeitspanne hatten BHP-Papiere rund 14% zugelegt. Doch es hat seinen Grund, warum Anglo an der Börse abgeschmiert ist. Das Unternehmen hat mit starkem Kostendruck zu kämpfen und musste zudem Abschreibungen in Milliardenhöhe vornehmen. Wohl niemand vermag zu sagen, ob die Bilanz nun wirklich bereinigt ist. Zudem muss der Kostensenkungsplan erst noch umgesetzt werden, was vor allem in Südafrika schwierig werden dürfte. Am Kap, wo die Wurzeln von Anglo American liegen und zahlreiche Minen in Betrieb sind – obwohl gerade dort die Kosten den Erträgen davonlaufen –, ist der Widerstand der Gewerkschaften groß, die zudem auf Rückendeckung durch die Regierung zählen dürfen. Doch besteht dringender Handlungsbedarf: Im vergangenen Jahr brach der Gewinn um 94% ein, obwohl die Rohstoffpreise seit Ende 2022 tendenziell seitwärts verliefen.

Angebot spiegelt viel Zuversicht

Dass BHP trotzdem Interesse an Anglo hat, liegt in erster Linie an deren Kupfer-Assets. Dem Industriemetall, dessen Preis gerade auf den höchsten Stand seit zwei Jahren geklettert ist, wird von Marktkennern viel Potenzial eingeräumt, da es für die Transformation zur Elektromobilität und generell für die Energiewende unverzichtbar ist. Von einem Schnäppchen kann angesichts der Risiken, die mit der Verschmelzung verknüpft wären, und einem Deal-Wert von umgerechnet 36 Mrd. Euro aber nicht die Rede sein. Ob es überhaupt zur Fusion kommt, ist offen. Zum einen fordert BHP, dass Anglo vor der Übernahme ihr Platin- und Eisenerzgeschäft ausgliedert, zum anderen könnte es kartellrechtliche Probleme geben. Insofern spiegelt die Prämie auf das BHP-Angebot, die jetzt in der Anglo-Aktie enthalten ist, viel Zuversicht.

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