3,2 Millionen Menschen wollen arbeiten

Stille Reserve am deutschen Arbeitsmarkt wächst

Die stille Reserve gilt als Lösungsmöglichkeit im Kampf gegen den Fachkräftemangel: 3,2 Millionen Menschen in Deutschland könnten arbeiten, mehr als zuvor.

Stille Reserve am deutschen Arbeitsmarkt wächst

Stille Reserve am Arbeitsmarkt wächst

3,2 Millionen Menschen − Großteil hat mittleres oder hohes Qualifikationsniveau

ba Frankfurt

Die Unternehmen stöhnen über den Fachkräftemangel, der deutschen Wirtschaft entgehen wegen fehlenden Personals 49 Mrd. Euro, wie das IW berechnet hat, und die Diskussion um die Rente mit 63 kocht hoch. Dabei gibt es eine stille Reserve von 3,2 Millionen nicht erwerbstätigen Menschen in Deutschland, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) berichtet. Das sind knapp 17% aller Nichterwerbspersonen.

Diese Personen im Alter von 15 bis 74 Jahren suchen eigentlich einen bezahlten Job, stehen aber dem Arbeitsmarkt derzeit nicht zur Verfügung − vor allem wegen Betreuungspflichten oder gesundheitlicher Einschränkungen, oder weil sie gerade nicht aktiv nach Arbeit suchen. „Sie zählen deshalb nicht zu den knapp 1,4 Millionen Erwerbslosen, sondern als gesonderte Gruppe, die weiteres ungenutztes Arbeitskräftepotenzial aufzeigt“, betonen die Wiesbadener Statistiker. In der vorherigen Erhebung 2022 zählten rund 3 Millionen Menschen zur stillen Reserve und damit 16% aller Nichterwerbspersonen.

372.000 Personen suchen Destatis zufolge zwar Arbeit, könnten diese aber etwa wegen Betreuungspflichten nicht kurzfristig, also innerhalb von zwei Wochen, aufnehmen. Weitere 945.000 Personen würden zwar gerne arbeiten und seien verfügbar − sie suchen allerdings nicht aktiv, da sie glauben, keine passende Tätigkeit finden zu können. Bei der arbeitsmarktfernsten Gruppe, zu der 1,85 Millionen Personen zählen, handelt es sich um Nichterwerbspersonen, die einen generellen Arbeitswunsch äußern, allerdings weder eine Arbeit suchen noch kurzfristig verfügbar sind.

Nach Auswertung des Mikrozensus 2023 sind Frauen weiter überrepräsentiert: Sie stellen 57% der stillen Reserve. In der Altersgruppe der 25- bis 59-Jährigen gaben 32% beziehungsweise 383.000 von ihnen an, dass sie wegen Betreuungspflichten derzeit keine Arbeit aufnehmen können. Bei den Männern antworteten lediglich 4% beziehungsweise rund 32.000 derart. Gesundheitliche Einschränkungen spielen dagegen für beide Geschlechter eine bedeutende Rolle: „Für 35% der Männer und 20% der Frauen in der stillen Reserve war dies der Hauptgrund ihrer Inaktivität am Arbeitsmarkt“, hieß es in Wiesbaden.

Dabei ist ein Großteil der Personen der stillen Reserve gut ausgebildet. 58% hatten 2023 ein mittleres oder hohes Qualifikationsniveau, das heißt, mindestens eine abgeschlossene Berufsausbildung oder die Hoch-/Fachhochschulreife. Bei den Frauen waren es 61%, bei den Männern 54%. Ein niedriges Qualifikationsniveau hatten 39% der Frauen und 46% der Männer.

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