Banque de Luxembourg Investments

„Signalfunktion der Bonds ist gestört“

Die Signalfunktion der internationalen Anleihemärkte ist für Guy Wagner, Chef der Banque de Luxembourg Investments (BLI), stark gestört. Zur Begründung verweist er auf die Bondkäufe der Notenbanken.

„Signalfunktion der Bonds ist gestört“

kjo Luxemburg

Die Signalfunktion der internationalen Anleihemärkte in Sachen Konjunktur- und Inflationsentwicklung ist nach Ansicht von Guy Wagner, Chef der Banque de Luxembourg Investments (BLI), massiv gestört, und er verweist in diesem Zusammenhang auf die Bondkäufe der Zentralbanken. „Die Käufe dieser Bonds kommen nicht aus der privaten Wirtschaft, wo eine rationale Entscheidung hinter diesen Käufen steht oder zumindest stehen sollte, sondern es sind diese massiven Kaufprogramme der Notenbanken. Ich denke vor diesem Hintergrund, dass die Signalfunktion des Anleihemarktes in der Tat sehr stark gestört ist“, sagt Wagner im Interview der Börsen-Zeitung.

Wagner macht auf die Entwicklungen am US-Bondmarkt aufmerksam. „In den USA etwa ist die Inflation auf mehr als 5% gestiegen, und gleichzeitig fiel die 30-jährige US-Staatsanleiherendite unter 2%. Das ist schon eine massive Diskrepanz. Das heißt, wir haben es mit hohen negativen Realzinsen zu tun“, sagt Wagner. Die Zeit für das Tapering der US-Notenbank Fed, also eine sukzessive Rückführung der Bondkäufe, ist für ihn mehr als reif. Die Fed gehe davon aus, dass die ersten Zinsanhebungen frühestens Ende 2023 stattfinden werden, also in rund zwei Jahren. „Es wird sich zeigen, was nun beim Zentralbankertreffen in Jackson Hole herauskommen bzw. diskutiert wird. Die jüngsten Arbeitsmarktdaten waren gut, die Inflation ist hoch. Wenn die Fed jetzt nicht mit dem Tapering beginnt, wann sollte sie es dann tun?“, fragt er und ergänzt: „Wir dürften eigentlich nicht mehr von einem Beginn des Tapering und ersten Leitzinsanhebungen sprechen, sondern das Tapering hätte schon längst ein Stück gelaufen sein sollen.“

Die Weltwirtschaft ist für ihn weiter in guter Verfassung, und die Aktienmärkte nehmen die wirtschaftliche Erholung vorweg. „Zwei Faktoren sind für die Entwicklung der Aktienmärkte wichtig, und das sind die Gewinne der Unternehmen und der Zins. Beide Faktoren bleiben momentan positiv. Trotz der gut laufenden Erholung sehen wir keine Anzeichen dafür, dass die Zentralbanken mit Zinsanhebungen rea­gieren würden“, so Wagners Einschätzung.

Interview Seite 13

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