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Physisch gedeckte Gold-ETF liegen im Trend

Anleger horten wegen der Krise Barren und Münzen - Eine bessere Alternative zur Lagerung unter der Matratze sind Exchange Traded Funds auf Edelmetalle

Physisch gedeckte Gold-ETF liegen im Trend

Von Andreas Kaelin, Zürich In der Finanzkrise feiern Edelmetallanlagen, die lange Zeit verpönt waren, ein Comeback. Wie die derzeit beliebte Konstruktion der Exchange Traded Commodities (ETC) zeigt, kann es auch bei Edelmetallanlagen ein Emittenten- bzw. Gegenparteirisiko geben. ETC sind im Prinzip mit Edelmetall unterlegte Schuldverschreibungen und damit Zertifikaten vergleichbar. Eine Alternative sind richtige Edelmetall-Exchange-Traded-Funds (ETF), wie sie beispielsweise die Zürcher Kantonalbank (ETB) anbietet. Wie sie will auch die Bank Julius Bär bald voll gedeckte Gold-ETF emittieren.Die Sturmwellen in den Finanzmärkten gehen hoch. Viele Anleger flüchten in diesen Tagen in Edelmetallanlagen, in Gold, Silber oder auch Platin und Palladium. Bei den strukturierten Produkten wie Zertifikaten oder auch Exchange Traded Commodities rückt seit der Pleite von Lehman Brothers das Emittentenrisiko ins Bewusstsein, das es bekanntlich auch bei den Zertifikaten auf Edelmetalle gibt. Mit solchen Papieren partizipieren Anleger zwar auf eine einfache, relativ günstige Weise an der Wertentwicklung von Edelmetallen. Ginge die Bank aber pleite, kämen die Forderungen in die Konkursmasse wie andere gleichrangige Unternehmensanleihen, wenn kein Sicherungssystem wie bei dem Bundesverband der deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken oder der Sparkassen-Finanzgruppe besteht. Ähnlich ist es bei Anlagen auf Metallkonten: Da hat der Kunde gegenüber der jeweiligen Bank ein Guthaben in Gramm und Unzen des spezifischen Edelmetalls. Man hat auch das Recht, sich dieses Edelmetall ausliefern zu lassen – was nach Auskunft der UBS zurzeit vor allem von älteren Kunden vermehrt verlangt wird. AuslieferungsverzögerungDie Schweizer Großbank erklärt auch, es könne “zu Verzögerungen in der Auslieferung von physischem Gold ex Edelmetallkonto kommen”. Von Seiten der institutionellen Anleger ist zu vernehmen, dass bei größeren Beträgen mehrere Monate gewartet werden musste, bis die physische Lieferung erfolgte. Zu beachten ist bei der Variante Metallkonto vor allem, dass der Kunde erst mit der physischen Auslieferung Eigentum am Metall erwirbt. Das heißt, das Guthaben bzw. die Forderung müsste im Fall einer Insolvenz der Bank beim Konkursgericht angemeldet werden – der Kunde gilt da, wie die UBS bestätigt, “als gewöhnlicher Gläubiger”. Lässt er seine Edelmetalle in einem Metalleinzel- oder Sammeldepot der Bank aufbewahren, hat er dagegen Eigentümerstatus: Bei einem Konkurs der Bank würden die Edelmetalle zu seinen Gunsten aus der Konkursmasse ausgesondert.Hoch im Kurs steht der Direktkauf von Edelmetallbarren oder Münzen – seit einiger Zeit ist häufig zu hören, dass zurzeit kaum noch welche zu erhalten sind. So ist etwa von einem Händler der Zürcher Kantonalbank (ZKB) zu erfahren, dass der Markt ausgetrocknet sei und er zurzeit etwa keine 100-Gramm-Barren mehr habe.Auch die Exchange Traded Funds und Exchange Traded Commodities, die das Edelmetall physisch hinterlegt haben, verzeichnen eine rege Nachfrage. Der weltweit größte Fonds, der SPDR Gold Trust, vermeldete zur Mitte der Woche mit einem Bestand von 763,9 Tonnen ein Rekordniveau. Seitdem sich die US-Investmentbank Lehman Brothers unter Chapter 11, also Gläubigerschutz, gestellt hat, ist die Nachfrage der Anleger rapide gestiegen. Die Bestände sind in diesem Zeitraum um 25 % gewachsen.Schweizer Pensionskassen haben mit Edelmetallanlagen aber ihre eigenen Probleme, weil die Regularien für Vorsorgeeinrichtungen Lösungen mit Direktanlagen oder Metallkonten stark einschränken. Für institutionelle Anleger wie sie hat die ZKB im Frühling 2006 eine neue Lösung, den Gold Exchange Traded Fund (Gold ETF), lanciert.Es handelt sich dabei um einen Anlagefonds schweizerischen Rechts und somit um ein Sondervermögen. Die ZKB-ETF unterliegen damit den Anlegerschutzvorschriften gemäß Bundesgesetz über die kollektiven Kapitalanlagen (KAG) sowie der Beaufsichtigung durch die Eidgenössische Bankenkommission (EBK). Im Mai 2007 folgten der Silber-, der Platin- und der Palladium-ETF. Sehr beliebtDiese Produkte sind auch bei Privatanlegern sehr beliebt: So gab der Gold ETF im laufenden Jahr bis Ende September 320 000 neue Anteile aus, was einer Zunahme von 54 % entspricht. Der Goldbestand stieg um 156 % auf 69,9 Tonnen des Edelmetalls. Die ZKB-ETF decken sich grundsätzlich in vollem Umfang ihres Vermögens physisch mit dem jeweiligen Edelmetall ein. Dieses wird großenteils in den Tresoranlagen der ZKB gelagert; eine weitere Depotstelle befindet sich beim Abwicklungsunternehmen SIX SIS im Schweizer Städtchen Olten. Der große Vorteil: Für die Anleger besteht kein Emittentenrisiko, da das investierte Edelmetall zu ihren Gunsten als Sondervermögen ausgeschieden ist. Außerdem genießen sie nach den Regeln der ab Januar 2009 geltenden Abgeltungsteuer den Bestandsschutz nach einer Haltedauer von mehr als zwölf Monaten, wenn sie vor dem 31. Dezember 2008 erworben werden. Wie die Börsen-Zeitung erfahren hat, will auch die Zürcher Bank Julius Bär in Kürze, sobald die Genehmigung der Eidgenössischen Bankenkommission vorliegt, physisch voll gedeckte Gold-ETF lancieren. Sie hat das Produkt dabei gleich noch weiterentwickelt: Die Handelswährung für Gold ist Dollar, und die Regel ist, dass, wenn der Wert des Dollar gegenüber anderen wichtigen Währungen steigt, der Goldpreis in Dollar in einem gewissen Maß fällt und umgekehrt. Julius Bär hat vor, Gold-ETF in den Währungen Franken und Euro herausbringen, bei denen das Dollarrisiko “gehedgt”, also herausgenommen wird. Wer dies nicht möchte, für den beabsichtigt die Bank auch einen Gold-ETF in Dollar zu lancieren.Bis dahin gelten die ETF der ZKB als die einzigen, die physisch voll mit dem jeweiligen Edelmetall gedeckt sind und bei denen die Anleger zudem jederzeit die Möglichkeit haben, die Sachauszahlung, die physische Auslieferung des Edelmetalls, zu verlangen. Auch bei ETF und unter ähnlichen Kürzeln kursierenden Produkten gilt es genau hinzuschauen: So handelt es sich bei den von der englischen ETF Securities emittierten ETFS Physical Gold oder ETFS Physical Silver um besicherte Null-Kuponanleihen bzw. Schuldverschreibungen und nicht etwa um Fonds. Ein normaler Anteilseigner, der “nicht autorisierter Teilnehmer ist”, kann die Rücknahme des Wertpapiers nur verlangen, wenn an einem bestimmten Handelstag kein autorisierter Teilnehmer da ist. Und sein Verkaufserlös wird ihm in diesem Fall auch nicht in Edelmetallbarren, sondern in Dollar ausgezahlt – für Anhänger von physischem Edelmetall ist aber genau die Möglichkeit, sich das Gold, Silber oder Platin physisch ausliefern zu lassen, das entscheidende Kriterium.