Bessere Anreizstrukturen

Allianz sorgt sich um Versicherbarkeit der „grünen“ Wirtschaft

Noch kann die Menschheit den Temperaturanstieg bis 2050 unter 1,5 Grad halten. Dazu sind aber eine Fülle von Maßnahmen bei jedem Einzelnen und bei Unternehmen erforderlich. Die Allianz hat mehrere konkrete Vorschläge.

Allianz sorgt sich um Versicherbarkeit der „grünen“ Wirtschaft

Allianz sorgt sich um Versicherbarkeit der „grünen“ Wirtschaft

Studie schlägt Maßnahmenbündel für Bürger und Unternehmen vor – Staat muss verlässliche Rahmenbedingungen vorgeben

tl Frankfurt

Der Klimawandel lässt sich (noch) in den Griff bekommen, so dass die Risiken dieser Welt weiter versicherbar sein können. Wie dies bewerkstelligt werden kann, zeigt die Allianz in dem kürzlich erschienen Research-Bericht „Climate Change Trade-offs: What does it take to keep our world insurable?“

Schmerzvoller Wandel

Durch das lange Zögern sei es nun zu spät für einen sanften wirtschaftlichen Wandel, um den Anstieg der Erderwärmung auf weniger als 1,5 Grad zu begrenzen, schreiben die Autoren des Berichts Jasmin Gröschl, Arne Holzhausen und Markus Zimmer. Eine erfolgreiche Transition zur Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens sei zwar noch möglich. Die erforderlichen Kompromisse seien aber schmerzvoll und nicht kostenlos.

Die Studie identifiziert mehrere Ansatzpunkte für den Einzelnen und für Unternehmen, wie sie bis 2050 den Übergang zu einer Welt ohne Treibhausgasemissionen unterstützen können. „Langfristig wird eine dekarbonisierte Wirtschaft vermutlich so viel materiellen Wohlstand ermöglichen wie unsere auf fossilen Brennstoffen basierte Wirtschaft. Dabei dürften die Lebensbedingungen sich deutlich verbessert haben.“ Um den Übergang zu schaffen, braucht es aber auch staatliche Unterstützung, sind die Autoren überzeugt.

Risiken durch Versicherungspreise sichtbar machen

Jeder Bürger müsse sein Konsumverhalten ändern. Das erfordere höhere CO2-Preise. „Nur so kann die ‚grüne Prämie‘ für klimafreundliche Produkte verschwinden.“ Gefordert werden auch Steuererleichterungen und Subventionen. Denn dieser Aufschlag im Vergleich zu konventionellen Produkten sei mit 27,6% für die meisten Konsumenten immer noch zu hoch, auch wenn er seit der Pandemie deutlich zurückgegangen sei.

Die Researcher fordern einen durch Anreize unterstützten geänderten Lebensstil. Zunehmende Unwetter würden immer mehr Gegenden nur noch schwer oder gar nicht mehr bewohnbar machen. Deshalb müssten Häuser besser geschützt, Risiken aber auch durch adäquate Versicherungspreise sichtbar gemacht werden. Schließlich müsse der Staat im Rahmen einer Public-Private Partnership als „re-insurer of last resort“ fungieren und Schäden durch Naturkatastrophen, die die Kapazität der Versicherer überstiegen, übernehmen.

Allianz hofft auf Eltif-Fonds

In nachhaltige Geschäftsmodelle und Unternehmen zu investieren sollte attraktiver sein, als nichtnachhaltigen Geld zu geben. Die Zahlen sprechen aber seit 2022 eine andere Sprache, wenn man die Mittelzuflüsse bei nachhaltigen Fonds betrachtet. Tatsächlich haben nachhaltige Investments zwei Probleme: den Zeithorizont und die Wahl der „richtigen“ Technologie bzw. des „richtigen“ Unternehmens. Um Altersvorsorgeeinrichtungen zu langfristigen und nachhaltigen Investments zu animieren, sollten ihre Ausschüttungen an Kunden steuerlich gefördert werden, findet die Allianz.

In der Studie wird auf eine Belebung der Eltifs (European Long-Term Investment Funds) in diesem Jahr gehofft. Auch hier solle es ein „vorteilhaftes Steuerumfeld“ geben bis hin zu direkten Subventionen, zum Beispiel einen Zuschuss von 20 Euro pro 100 Euro, die eine Privatperson in Eltifs anlegt, allerdings nur bis zu einer Höchstanlagegrenze.

Rückgang im dritten Quartal

Bei der Beschaffung von Fremdkapital über den Kapitalmarkt zeigte sich im dritten Quartal 2023 ein Rückgang. Die Studie führt die negative Entwicklung auf technologische Unwägbarkeiten, aber auch Nachfrageschwankungen und nicht zuletzt eine schwankende Politik zurück. „Bei unsicheren Erträgen ist es in erster Linie Aufgabe der Politik, für verlässliche Rahmenbedingungen zu sorgen.“ Zur Absicherung werden Differenzkontrakte, aber auch Versicherungslösungen und Leistungsgarantien (bei grünen Technologien) vorgeschlagen.

Für Unternehmen fordert die Allianz-Studie neue Formen der Arbeitslosenabsicherung, um Belastungen durch Klimaeinflüsse abzumildern, neu geformte Lieferketten mit einer doppelten Absicherung neuralgischer Punkte und Dual Sourcing sowie eine echte Kreislaufwirtschaft mit verbesserten Reparaturmöglichkeiten und einer Sharing Economy (Teilen statt Eigentum).

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