Deutsche Börse

Auf Wachstumskurs

Nach dem laufenden Jahr, das von starken zyklischen Rückenwinden geprägt ist, wird die Deutsche Börse auch 2023 ein ansprechendes Wachstum zeigen.

Auf Wachstumskurs

Auf den ersten Blick ist die Reaktion des Marktes auf die Quartalszahlen der Deutschen Börse kaum nachvollziehbar. Mit seinen Zahlen zum dritten Quartal hat das Unternehmen die Konsenserwartungen deutlich übertroffen, zudem hat es ein weiteres Mal seine Prognosen für das Gesamtjahr angehoben. Dennoch war die Aktie am Donnerstag mit einem Verlust von 3,7% das Schlusslicht des Dax.

Eine plausible Erklärung ist, dass der Markt, was die Prognose betrifft, mehr er­hofft hatte. Der Vorstandsvorsitzende des Unternehmens, Theodor Weimer, hat in der Analystenkonferenz auch zugestanden, dass die Prognose durchaus konservativ, d. h. zurückhaltend angesetzt war. Auf mehr als 2,4 Mrd. Euro lautet die neue Guidance für das Ebitda (Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen). Das entsprach aber „nur“ dem Analystenkonsens von 2,43 Mrd. Euro, der bereits vor der Veröffentlichung der Quartalszahlen Bestand hatte.

Für Unzufriedenheit oder gar Beunruhigung besteht jedoch überhaupt kein Anlass. Wie gut die Zahlen sind, unterstreicht die Tatsache, dass das dritte Quartal üblicherweise das schwächste der Deutschen Börse ist, der Marktbetreiber nun aber mit knapp 1,1 Mrd. Euro seinen bislang höchsten Quartalserlös erwirtschaftet hat. Zu verdanken ist das vor allem der hohen Marktvolatilität und der Be­schleunigung der geldpolitischen Wende der Zentralbanken, die zu einem kräftigen Schub bei den Zinseinnahmen führt und überdies den Zinsderivatehandel an der Eurex antreibt. Flankiert wird dies durch ein anhaltend starkes strukturelles Wachstum, etwa im Geschäft mit ESG-Produkten. Entscheidend aus Sicht der Investoren ist jedoch die Frage, ob sich die positive Entwicklung fortsetzen kann. Die zyklischen Rückenwinde werden das Ge­schäft des Marktbetreibers nicht ewig so stark antreiben wie derzeit, in den zurückliegenden Jahren ging von den zyklischen Faktoren ein heftiger Gegenwind aus, weil die Marktvolatilität niedrig war und das Null- bis Negativzinsumfeld die Zinseinnahmen zu einem Rinnsal verkommen ließ. Das veranschaulicht sogar das zu­rückliegende Re­kord­quar­tal, in dem es durchaus auch zyklische Gegenwinde gab. Im Kassamarktgeschäft ist der Erlös im Vergleich zum zu­rückliegenden Jahr, das vom mittlerweile ausgelaufenen Retail-Anleger-Boom geprägt war, gesunken.

Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass die Marktvolatilität und damit die für die Deutsche Börse wichtigen Derivateumsätze in absehbarer Zeit zurückgehen werden, sofern sich – wer würde das nicht wünschen? – eine friedliche Lösung für den Ukraine-Krieg anbahnen sollte. Allerdings würde ein Rückgang der Volatilität und damit der Handelsumsätze auf der Zinseinnahmeseite zumindest teilweise kompensiert. Die Leitzinsen werden weiter steigen, und selbst wenn sie dann im nächsten Jahr stagnieren oder sogar ein wenig zurückgenommen werden sollten, wird das durchschnittliche Zinsniveau deutlich höher liegen als im laufenden Jahr. Damit werden die Zinseinnahmen auch 2023 deutlich steigen. Hinzu kommt das anhaltende strukturelle Wachstum. Auch im kommenden Jahr wird die Deutsche Börse damit ein ansprechendes Wachstum zeigen.

 (Börsen-Zeitung,

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