Auslandsbanken

Bank of China tritt bundesweit kürzer

Vor Jahren machte Bank of China in Deutschland als Renminbi-Clearing-Bank von sich reden. Momentan hat das Haus an einem Wirecard-Engagement zu knabbern. Den Vorstand hat es verkleinert.

Bank of China tritt bundesweit kürzer

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

Im globalen Maßstab haben chinesische Banken zuletzt an Gewicht gewonnen – erst im November vergangenen Jahres hat der globale Finanzstabilitätsrat der China Construction Bank (CCB) angesichts gestiegener Systemrelevanz einen höheren Kapitalzuschlag aufgebrummt. In der Bundesrepublik fliegen die im Reich der Mitte beheimateten Kreditinstitute derweil seit Jahren weitgehend unter dem Radar. Erst schien es zur Amtszeit von US-Präsident Donald Trump im Lichte zunehmender Spannungen zwischen den politischen Führungen in Peking und Washington nicht so recht opportun, allzu selbstbewusst im Westen aufzutrumpfen. Neuerdings ziehen wiederum die Regulatoren im chinesischen Heimatmarkt die Daumenschrauben an.

Ein Haus, das bundesweit mittlerweile ein erkennbar niedrigeres Profil pflegt als noch vor zwei Jahren, ist die Bank of China. Wie groß war die Aufregung 2014, als sich das Institut gemäß einer entsprechenden Vereinbarung zwischen der chinesischen Zentralbank People’s Bank of China (PBoC) und der Deutschen Bundesbank als Renminbi-Clearinghaus daranmachte, Zahlungen in der chinesischen Währung offshore abzuwickeln. Noch 2019 betrieb das Institut mit Hilfe diverser Headhunter einen hohen Aufwand, um seinen dreiköpfigen Vorstand zu komplettieren, nachdem Deutschland-Statthalter Bernd Meist, in der Öffentlichkeit das Gesicht der Deutschland-Aktivitäten, ausgeschieden war.

Zwei Jahre später ist der Posten nach wie vor vakant – oder das Haus scheint seine Suche aufgegeben zu haben. General Manager und Coun­try Head Shanjun Hu leitet mit nur einem weiteren Vorstandsmitglied die Geschäfte des eine Bilanzsumme von immerhin knapp 12 Mrd. Euro wuppenden Instituts.

Aus Sicht der Aufsicht ist dies kein Problem, da damit das Vier-Augen-Prinzip gewährleistet bleibt. Zwar legt die Aufsicht Wert darauf, dass zumindest ein Mitglied des Vorstands mit den Gepflogenheiten des lokalen Marktes in Deutschland vertraut ist und den erforderlichen Kontakt zu Aufsicht und Regulierung halten kann. Auch dies aber ist gegeben: General Manager Hu spricht fließend Deutsch, weil er in der Bundesrepublik studiert hat.

In Sachen Renminbi-Clearing ist es derweil offenbar deutlich ruhiger geworden. Immerhin: „Soweit uns bekannt, fungiert die Bank of China Frankfurt weiterhin als RMB Clearing Hub“, teilt die Deutsche Bundesbank auf Anfrage mit. Der Frankfurter Renminbi-Clearing-Hub zähle „in Bezug auf das grenzüberschreitende RMB-Settlement hinter Hongkong und Singapur zu den größten RMB-Clearing-Hubs weltweit“. Die Anzahl der verarbeiteten Zahlungen nehme seit Jahren stetig zu, vor allem im zweiten Halbjahr 2020 sei der Zu­wachs beachtlich gewesen, heißt es ohne Angabe konkreter Volumina.

Etwas holpriger als üblich

Auch was das Ergebnis angeht, hat die im Bundesgebiet an sechs Orten präsente Bank sicher schon bessere Tage gesehen. Die deutsche Niederlassung konzentriert sich eigenen Angaben zufolge vor allem auf das Euro-Clearing, auf Import- und Exportfinanzierungen sowie auf Konsortialkredite. Der Jahresüberschuss hat sich 2018 von 25 Mill. auf 42 Mill. Euro sowie 2019, vor allem dank Weitergabe negativer Zinskosten und ausgeweiteten Aktivgeschäften, auf 49 Mill. Euro gesteigert. Das nächste Aufsichtsgespräch bei der Finanzaufsicht BaFin könnte nunmehr etwas holpriger als üblich verlaufen. Schließlich zählte Bank of China zu den Finanzierern des im vergangenen Jahr implodierten Zahlungsabwicklers Wirecard; mit 80 Mill. Euro hatte sich das Institut engagiert. Dieses Volumen entspricht dem 1,6-fachen des Jahresüberschusses im vorvergangenen Jahr sowie rund 12% des Eigenkapitals per Ende 2019. Ab einem Verlust von 5% des harten Kernkapitals sieht das Kreditwesengesetz eigentlich eine sogenannte Kapitalverlustanzeige bei der Aufsicht vor.

BaFin und Bank of China äußern sich auf Anfrage nicht dazu, ob es dazu gekommen ist. Auch den Effekt des Wirecard-Engagements auf das Ergebnis 2020 will die Bank of China nicht beziffern. Mehr über die Folgen wird zu erfahren sein, wenn das Haus im Juli den Geschäftsbericht für das vergangene Jahr publizieren dürfte. Zuständig für das Testat ist eine Gesellschaft, die gerade mit Blick auf Wirecard wie keine zweite zweifelsohne über einschlägige Erfahrung verfügt: EY.