Banker wollen von zu Hause arbeiten

Londoner City bleibt leer - Warnung vor Schäden für Geschäfte und Lokale

Banker wollen von zu Hause arbeiten

bet London – Großbritannien beendet in dieser Woche die Sommerpause. Die Schulen in England öffnen, das Parlament tagt wieder. Ein neuer Arbeitsalltag stellt sich ein. Doch in der Londoner City, die vor der Corona-Pandemie von Pendlern geflutet wurde, sieht noch jeder Werktag aus wie ein Sonntag: Die U-Bahn-Züge, die Straßen und die Büros der Banken und Versicherungen sind sehr dünn besetzt. Zu Beginn der Krise hatten die Finanzdienstleister fast alle Tätigkeiten ins Homeoffice ihrer Mitarbeiter verlagert. Dort sind sie geblieben. Rückkehr-KampagneDie Regierung von Premierminister Boris Johnson will in den kommenden Tagen eine Kampagne für die Rückkehr an den Arbeitsplatz starten. Dahinter steckt die Furcht vor einer Verödung der Innenstädte sowie vor anhaltenden Finanzlöchern bei Transportunternehmen. Carolyn Fairbairn, die Chefin des großen Wirtschaftsverbandes Confederation of British Industry (CBI), warnte vor Geisterstädten, in denen Reinigungsunternehmen ohne Aufträge und Restaurants und Läden ohne Kunden blieben. Es brauche ein Gleichgewicht zum Homeoffice, das seine Vorzüge habe, aber das Büro nicht ersetzen dürfe.Eine Recherche der BBC ergab, dass 50 der größten Arbeitgeber nicht planen, ihr Personal in naher Zukunft wieder Vollzeit in die Büros zu holen. Mitte August war über alle Branchen hinweg weniger als die Hälfte der Briten ganz zurück am alten Arbeitsplatz, ergab eine Umfrage des nationalen Statistikbüros ONS. Fast ein Viertel arbeitete nur von daheim, weitere 8 % teilten es sich auf. Das mag einer der Gründe sein, warum im Landesdurchschnitt noch ein Fünftel weniger Kunden in die Läden strömen als vor der Krise, wie die UBS errechnete. Hingegen hat die Frequentierung in Deutschland, Italien und Frankreich fast den alten Stand erreicht.Die Londoner City ist der Extremfall eines Büroviertels – und der Finanzsektor der Extremfall einer Branche, die sich aus technischen Gründen gut für das Homeoffice eignet. Nach einer CBI-Erhebung planen 88 % der Finanzdienstleister, ihren Bestand an Büroflächen zu überprüfen. Im verarbeitenden Gewerbe sind es nur 18 %. Die Investmentgesellschaft Standard Life Aberdeen will die meisten Mitarbeiter erst 2021 an die Schreibtische zurückholen. Natwest belässt bis 2021 rund 80 % der Belegschaft im Homeoffice. Barclays wird die Rückkehr ab Oktober über mehrere Monate erstrecken und Goldman Sachs lädt zwar das Management in London zur Rückkehr ein, aber auf freiwilliger Basis. Nur die Hälfte im Büro Nach dem Drei-Stufen-Plan von KPMG werden selbst in der letzten Stufe nur 50 % der Mitarbeiter in die Büros zurückkehren. Lloyd’s of London, dessen Traditionsgeschäft stark auf physischer Präsenz basiert, wird nur mit 45 % der alten Kapazität operieren. Damit sich die Versicherungsbroker verteilen und Abstände wahren können, wird ihr Zugang zum Gebäude auf Thementage begrenzt: Dienstags werden Policen für Immobilien, Terrorismus und Bau gehandelt, mittwochs geht es um Luft- und Seefahrt. Manche Banken wollen Arbeitsplätze in Filialen einrichten, die wegen der Pandemie und des Schubs zum Online-Banking weniger frequentiert werden.