Italien

Bei Generali könnte es turbulent bleiben

Bei der Generali-Hauptversammlung hat der CEO ein klares Mandat für die Umsetzung seines Strategieplans erhalten. Doch es ist nicht ausgemacht, dass die unterlegenen Aktionäre nun Ruhe geben.

Bei Generali könnte es turbulent bleiben

bl Mailand

Auf der ersten Sitzung des neu gewählten Verwaltungsrats der Versicherung Generali ist in Anwesenheit des bei der Hauptversammlung am Freitag unterlegenen Aktionärs Francesco Gaetano Caltagirone und von zwei weiteren Vertretern seiner Liste der CEO Philippe Donnet in seinem Amt bestätigt und der neue Chairman Andrea Sironi gewählt worden. Doch nach Informationen der Börsen-Zeitung stimmten Caltagirone und ein weiteres Aufsichtsratsmitglied gegen Donnet, ein Mitglied enthielt sich. Damit ist klar: Zwar hat der von Großaktionär Mediobanca unterstützte Donnet von der Hauptversammlung ein eindeutiges Mandat für die Umsetzung seines Strategieplans erhalten. Doch Friede ist deshalb nicht eingekehrt bei Generali.

Auf Krawall gebürstet

Donnet hoffte, nach der „sehr klaren Wahl der Aktionäre“ nun „ruhig, gelassen und entschlossen arbeiten zu können, um die gegenüber den Aktionären eingegangenen Versprechen in einem herausfordernden Umfeld, das große Konzentration erfordert“, erfüllen zu können. Diese Hoffnung war trügerisch. Ein Verwaltungsrat, „der mit 55% der Stimmen gewählt worden ist, kann die restlichen 45% nicht ignorieren“, so Caltagirone, der dabei die Stimmenanteile bei der Wahl der Aktionäre von 56 bzw. 41,7% großzügig ab- bzw. aufrundet. „Ich bin überzeugt, dass Generali besser sein und stärker wachsen kann“, fügte er hinzu. Der 79-Jährige ist offenbar weiter auf Krawall gebürstet und macht Front gegen die institutionellen Anleger vor allem aus dem Ausland, die bei der Abstimmung den Ausschlag für die Mehrheit Donnets gegeben haben. „Alle Italiener“ hätten seinen Vorschlag unterstützt, „und sie wollen, dass Generali ein Unternehmen bleibt, das seine Wurzeln in Italien hat und Italien verbunden bleibt“. „Spekulanten“ aus dem Ausland hätten nur ihren Vorteil im Sinn und seien schnell weg. Sie seien „weit weg von der Realität“ und hätten nicht vollständig verstanden, wie wichtig Änderungen bei dem Versicherer seien. Abgesehen davon, dass auch die italienische Mediobanca und die Unternehmensgruppe De Agostini Donnet unterstützten, betreibt Caltagirone damit ein gefährliches Spiel. Gerade das hoch verschuldete Belpaese, in dem der Staat in der Wirtschaft sein Gewicht zuletzt durch zahlreiche neue Regelungen zum „Schutz strategischer Unternehmen“ massiv ausgeweitet hat, braucht ausländische Investoren dringend. Zudem sind Caltagirone und sein Mitstreiter Leonardo Del Vecchio, Großaktionär des Brillen-Riesen EssilorLuxottica, selbst sehr stark im Ausland engagiert.

Caltagirone „verspricht“, bei Generali engagiert zu bleiben. Er dürfte ein unbequemer Aktionär bleiben, was aber für Donnet, der eine klare Mehrheit des Verwaltungsrates von 10:3 hinter sich hat und sich nun erst einmal auf das Geschäftliche konzentrieren kann, auch ein Ansporn sein kann. Eine Einigung mit Caltagirone erscheint schwer vorstellbar. Beobachter halten es nicht für ausgeschlossen, dass der nächste Konflikt vor der Tür steht. Bei der Hauptversammlung der Investmentbank Mediobanca, deren größter Gewinnbeitrag aus der 12,8-prozentigen Generali-Beteiligung kommt, könnte es im Oktober zum nächsten Showdown kommen. Del Vecchio hält dort fast 20% der Anteile, Caltagirone womöglich schon 5%.