Credit Suisse

Coco-Investoren wollen sich wehren

Das Vorgehen der schweizerischen Finanzaufsicht Finma bringt die Investoren der von Totalausfall bedrohten Coco-Bonds der Credit Suisse auf die Palme. Wer am stärksten betroffen ist.

Coco-Investoren wollen sich wehren

ak/Reuters/Bloomberg Frankfurt

Investoren von Nachrang-Bonds der Credit Suisse prüfen rechtliche Schritte gegen die von der schweizerischen Finanzaufsicht Finma verfügte Totalabschreibung der Additional-Tier-1-Anleihen (AT1) der in Schieflage geratenen Großbank. Die Anwaltskanzlei Quinn Emanuel Urquhart Sullivan teilte mit, mit Anleihe-Inhabern über ein juristisches Vorgehen zu sprechen. Die Bondholder, die sich wehren wollen, sollen einen „bedeutenden Prozentsatz“ des gesamten Nominalwerts der Instrumente repräsentieren. Namen nannte die Kanzlei jedoch nicht.

Im Zuge der Notübernahme der angeschlagenen Credit Suisse durch die UBS hatte die Finma verfügt, dass die AT1-Papiere mit einem Volumen von 16 Mrd. sfr auf null abgeschrieben werden. Im Nischenmarkt für AT1- oder Coco-Bonds (Contingent Convertible Bonds) ist das schon eine nicht unerhebliche Größe. Das Gesamtvolumen wird auf 275 Mrd. Dollar beziffert.

Klarheit zu Investoren

Während die Inhaber von AT1-Anleihen der Credit Suisse damit leer ausgehen, erhalten die Aktionäre, deren Forderungen im Insolvenzfall in der Regel nach denen der Anleihegläubiger kommen, 3 Mrd. sfr. Denn für 22,48 gehaltene Credit-Suisse-Aktien bekommen die Anteilseigner im Zuge der Fusion eine UBS-Aktie. In der Schweiz sehen die Anleihe­bedingungen vor, dass die Finma bei einer Restrukturierung nicht verpflichtet ist, die traditionelle Kapitalstrukturhierarchie einzuhalten.

Am Dienstag kristallisierte sich langsam heraus, wen die Abschreibungen besonders stark betreffen. Die Allianz-Fondstochter Pimco und der US-Vermögensverwalter Invesco gehören zu den Investoren mit den größten Positionen in Nachranganleihen der Credit Suisse.

Mit einem Bestand von rund 807 Mill. Dollar Nominalwert hat Pimco den größten Posten, wie eine mit dem Thema vertraute Person der Nachrichtenagentur Bloomberg sagte. Der Vermögensverwalter selbst wollte das nicht kommentieren. Pimco hält laut Bloomberg auch vorrangige Bankanleihen der Credit Suisse im Wert von fast 3 Mrd. Dollar.

Auf Invesco entfallen laut von Bloomberg zusammengestellten Daten rund 370 Mill. Dollar an AT1-Papieren der Credit Suisse. Black-rock war den Angaben zufolge Ende Februar mit rund 113 Mill. Dollar engagiert. Dem Vernehmen nach hat die Fondsgesellschaft die Bestände zuletzt aber reduziert.

Die Nachrichtenagentur Reuters zählte auch Lazard Frères Gestion und GAM Investments zu den stärker investierten Adressen, nannte aber keine Volumina. Laut Quinn Emanuel wird voraussichtlich am Mittwoch eine Anhörung der Anleihegläubiger stattfinden.

Handel mit Forderungen

Goldman Sachs plant dem Vernehmen nach, mit den Forderungen der abgeschriebenen Credit-Suisse-Papiere zu handeln. Das Kalkül besteht darin, dass für Anleger im Rahmen eines Rechtsstreits noch Wert aus den Papieren herauszuholen ist. Beobachter gehen davon aus, dass die Entscheidung der schweizerischen Finanzaufsicht für die Komplettabschreibung Einfluss auf künftige AT1-Neuemissionen und ihre Bedingungen haben wird. Investoren dürften sicherstellen wollen, nicht noch einmal vor den Aktionären zur Kasse gebeten zu werden, und das im Vertragswerk verankert wissen wollen.

Silvia Merler, Analystin bei Algebris Investments, wies darauf hin, dass die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht im Vergleich zu den meisten globalen Abwicklungs­behörden den größeren Spielraum habe. Die Entscheidung, die AT1-Bonds abzuschreiben, sei jedoch nicht zwingend gewesen. Dass die Behörde von ihrem Ermessensspielraum Gebrauch gemacht habe, be­zeichnete sie als „erheblichen politischen Fehler“ der Aufsicht. Der Untergang der Anlageklasse sei das jedoch nicht, da eine solche Entscheidung in der EU oder Großbritannien äußerst unwahrscheinlich sei, ergänzte sie.

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