Strategie 2027

Commerzbank setzt alles aufs Assetmanagement

Die Commerzbank präsentiert überzeugende Zahlen für die ersten neun Monate und konkretisiert ihre Eckpunkte für die Strategie 2027. Doch Investoren wirken unentschlossen, was sie von den Plänen halten sollen.

Commerzbank setzt alles aufs Assetmanagement

Commerzbank setzt voll auf Vermögensverwaltung

Glänzende Zahlen zum dritten Quartal – Rekordergebnis vor Augen – Erfolg der Strategie 2027 steht und fällt mit dem Assetmanagement

Die Commerzbank hat am Mittwoch überzeugende Zahlen für die ersten neun Monate vorgelegt und ihre Eckpunkte für die Strategie 2027 konkretisiert. Doch der Aktienkurs fährt Achterbahn – Investoren wirken unentschlossen, was sie von den Plänen halten sollen.

Von Philipp Habdank, Frankfurt

Die Commerzbank steuert auf ihr bestes Geschäftsjahr seit ihrer Teilverstaatlichung hin. So präsentierte die Bank am Mittwoch für die ersten neun Monate einen Konzerngewinn von rund 1,8 Mrd. Euro und verdiente damit schon jetzt mehr als im gesamten Vorjahr. Für das Gesamtjahr peilt die Bank rund 2,2 Mrd. Euro Gewinn an, den sie zu einem Großteil über Dividenden und bis zu 600 Mill. Euro schwere Aktienrückkäufe an die Anteilseigner auskehren möchte. Für die Geschäftsjahre 2022 bis 2024 beabsichtigt die Commerzbank, in Summe 3 Mrd. Euro auszuschütten.

Die Erträge legten um 13,4% auf rund 8 Mrd. Euro zu. Die Kosten sind dabei nur moderat auf rund 1,5 Mrd. Euro gestiegen. Getrieben wurde der Ergebniszuwachs in erster Linie vom Zinsüberschuss. Dieser legte um 38,7% auf rund 6,2 Mrd. Euro zu. Verantwortlich hierfür war in erster Linie das Einlagengeschäft. Den Provisionsüberschuss konnte die Commerzbank verglichen mit dem Vorjahr hingegen nicht bestätigen. Er ging um 4,7% auf rund 2,6 Mrd. Euro zurück – vor allem wegen geringerer Erlöse aus dem Wertpapiergeschäft.

Commerzbank erreicht vorzeitig Strategieziele

Die Bank ist auf dem besten Weg, ihre gesteckten Ziele für die Strategie 2024 vorzeitig zu erreichen. Die für das Gesamtjahr prognostizierte Eigenkapitalrendite (RoTE) liegt mit 7,5% bereits über dem Zielwert von mindestens 7,3% für 2024. Die erwartete Aufwandsquote liegt mit 61% nur knapp über dem Planwert von 60%. Die Restrukturierungsphase wähnt die Commerzbank damit abgeschlossen. Die Bank ist profitabler und schlanker geworden und kann sich wieder Kapitalausschüttungen an ihre Aktionäre leisten. Als Nächstes will die Bank nun ihre Kapitalkosten verdienen, worum sich im Wesentlichen die neue Strategie 2027 dreht. Deren Eckdaten veröffentlichte die Commerzbank bereits vor einigen Wochen.

Am Mittwoch folgte dann im Rahmen ihres Kapitalmarkttages die Präzisierung der Strategie. Ihren Konzerngewinn verspricht die Commerzbank bis 2027 um 55% auf 3,4 Mrd. Euro zu steigern. Da die große Zinsparty ihren Höhepunkt dieses Jahr erreicht haben dürfte und es aktuell wenig Anzeichen dafür gibt, dass die EZB die Zinsen kurzfristig noch weiter anheben wird, ruhen die großen Ertragshoffnungen für die kommenden Jahre auf den Provisionserlösen. So soll der Zinsüberschuss bis 2027 nur noch moderat um 3,7% auf 8,4 Mrd. Euro steigen. Der Provisionsüberschuss hingegen soll im selben Zeitraum um 17,6% von 3,4 auf 4 Mrd. Euro deutlich dynamischer wachsen.

Privatkundengeschäft soll mehr Provisionen liefern

Im Privatkundengeschäft sollen die Provisionserträge bis 2027 jährlich im Schnitt um 4% zulegen. Um dies zu erreichen, will die Commerzbank unter anderem ein neues Konto- und Kartenangebot einführen. Entscheidend dürfte aber vor allem sein, wie die Bank im Assetmanagement vorankommt. Dessen Aktivitäten sollen künftig in einem Kompetenzzentrum gebündelt werden. Dazu hat die Commerzbank mit Thilo Wolf den ehemaligen Deutschlandchef von BNY Mellon Investment Management an Bord geholt.

Der Auftrag ist klar: Das verwaltete Vermögen im Assetmanagement soll deutlich steigen. Sowohl durch mehr Geschäft mit bestehenden Kunden als auch über „gezielte Partnerschaften und Akquisitionen“, wie es in der Strategiepräsentation heißt. Als Beispiel nannte CEO Manfred Knof in einer Videoschalte mit Journalisten jüngste Initiativen wie die Ausgründung von Yellowfin. Durch strategische Initiativen verspricht sich die Commerzbank beim Wertpapiervolumen bis 2027 bis zu 50 Mrd. Euro Netto-Zuflüsse.

Firmenkundengeschäft hat viel zu verlieren und wenig zu gewinnen

Im Firmenkundengeschäft plant die Commerzbank ein jährliches durchschnittliches Wachstum bei den Provisionserträgen von 3%. Beim Zinsüberschuss hingegen seien keine weiteren großen Sprünge zu erwarten, zumal die Bank momentan Zurückhaltung im Kreditgeschäft beobachtet. Im Firmenkundengeschäft geht es für die Commerzbank vor allem darum, den Status quo zu erhalten.

Die Aufwandsquote soll bei den derzeitigen 48% bleiben. Ausgehend von einem hohen Niveau ginge es darum, Marktanteile zu verteidigen, entgegnete CEO Manfred Knof in einer Schalte mit Journalisten auf die Frage, welche großen Wachstumsinitiativen im Firmenkundengeschäft angedacht seien.

Commerzbank-Aktionäre wirken unschlüssig

Ertragsseitig steht und fällt der Erfolg der Strategie 2027 größtenteils mit dem Erfolg oder Misserfolg im Asset- und Wealth Management. Aber auch die laufenden Debatten in der EZB könnten Einfluss auf die Ergebnisse der Commerzbank nehmen. Würde sich die unverzinste Mindestreserve beispielsweise von 1 auf 2% erhöhen, würde das den Zinsüberschuss um rund 100 Mill. Euro schmälern, wie Finanzchefin Bettina Orlopp vorrechnete.

Die Aktionäre der Bank wirkten zunächst unentschlossen, was sie von der neuen Strategie halten sollen. Nach der frühen Bekanntgabe der Quartalszahlen schnellte der Aktienkurs um knapp 7% nach oben und setzte sich zeitweise an die Spitze des Dax. Als die Bank jedoch ihre neue Strategie präzisierte, drehte der Aktienkurs zeitweise mit 4% ins Minus. Am Ende ihres großen Strategietages steht die Commerzbank wieder in etwa dort, wo sie vorher stand: bei etwas über 10 Euro.

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