Zahlungsdienstleister

Crédit Agricole steigt bei Worldline ein

Crédit Agricole beteiligt sich an ihrem strategischen Partner Worldline. Der unter Druck geratene Bezahldienstleister soll einen feindlichen Übernahmeangriff gefürchtet haben. Beteiligungspreis und -zeitpunkt wurden nicht bekannt gegeben.

Crédit Agricole steigt bei Worldline ein

Bezahldienstleister

Crédit Agricole eilt Worldline zu Hilfe

Bank steigt ins Kapital des Bezahldienstleisters ein – Strategische Partnerschaft wird gestärkt

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Gesche Wüpper, Paris

Crédit Agricole verschafft ihrem strategischen Partner Worldline eine Atempause. Die börsennotierte Einheit der halbgenossenschaftlichen Bankengruppe ist dem angeschlagenen Bezahldienstleister zu Hilfe geeilt, indem sie eine Minderheitsbeteiligung von 7% des Kapitals übernommen hat. Da der Börsenkurs von Worldline innerhalb eines Jahres um fast 70% eingebrochen ist, hatten in letzter Zeit Gerüchte die Runde gemacht, der Bezahldienstleister fürchte einen feindlichen Übernahmeangriff und sei deshalb auf der Suche nach einem weißen Ritter.

Keine Angaben zu Einstiegspreis und Zeitpunkt

Angaben, wann und zu welchem Preis sie die Anteile erworben hat, machte die Bank nicht. Zum Schlusskurs von Freitag hätte sie für die Beteiligung gut 270 Mill. Euro zahlen müssen. Die Investition knüpfe an die strategische Partnerschaft an, die beide Gruppen im Juli 2023 besiegelt hätten, erklärte Crédit Agricole.

Seitdem arbeiten die beiden daran, in Frankreich ein Gemeinschaftsunternehmen für Bezahldienstleistungen zu gründen. Vorbild für das geplante Joint Venture, das in diesem Jahr betriebsbereit sein soll, ist das Gemeinschaftsunternehmen Payone, das Worldline mit dem Deutschen Sparkassenverlag betreibt. Der Bezahldienstleister hält daran 60%.

Wenig Freude bereitet

Allerdings hat ihm 2023 Deutschland wenig Freude bereitet. So musste die frühere Atos-Tochter Ende Oktober wegen der Konjunkturabschwächung in wichtigen Kernmärkten, allen voran Deutschland, eine Gewinnwarnung abgeben. Daraufhin war der Aktienkurs von Worldline an der Börse von Paris innerhalb von einem Tag um fast 60% eingebrochen.

In den Wochen danach sorgte der Bezahldienstleister erneut für Negativ-Schlagzeilen, da es mehrfach zu technischen Problemen mit seinen Zahlungsterminals in Frankreich kam. Die davon betroffenen Einzelhandelsgruppen – darunter Carrefour, Auchan, Monoprix und Fnac Darty – hätten deshalb sogar rechtliche Schritte gegen Worldline erwogen, heißt es in Paris.

Platz im CAC 40 geräumt

Der Bezahldienstleister, dessen Marktkapitalisierung zuletzt nur noch 3,8 Mrd. Euro betrug, musste zudem vor einem Monat wieder seinen Platz im CAC 40 für Vivendi räumen. Für Crédit Agricole ist es auch deshalb wichtig, Worldline zu unterstützen, weil die Bank im Vergleich zu Wettbewerbern in dem längst auch von Fintechs und den großen Technologiekonzernen umkämpften Payment-Bereich zurückgefallen ist. Sie hatte sich 2018 für eine Partnerschaft mit Wirecard entschieden, die mit der Pleite des deutschen Anbieters endete.

Ob der Einstieg von Crédit Agricole allein ausreichen wird, bei Worldline für Ruhe zu sorgen, muss sich noch zeigen. In Paris wird bereits über einen möglichen Umbau der Unternehmensführung spekuliert. Auch Verkäufe von Aktivitäten werden nicht ausgeschlossen, nachdem Worldline zuletzt durch Übernahmen gewachsen ist – etwa die Akquisition der Zahlungsverkehrstochter von Six 2018 und von Ingenico 2020.

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