Italienische Bank

Das Trauerspiel um MPS setzt sich fort

Die Lage der Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) ist viel schlechter als angenommen. Potenzielle Erwerber scheuen die Risiken infolge der engen Verknüpfung des Instituts mit der Politik.

Das Trauerspiel um MPS setzt sich fort

bl Mailand

Die Situation der mehrheitlich staatlichen Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) ist viel schlechter als angenommen. Es wird extrem schwierig sein, einen Partner für das Institut zu finden, und die Kosten für den Steuerzahler werden wohl viel höher ausfallen als bisher angenommen. Das ist das Ergebnis diverser Anhörungen von Bankmanagern und politisch Verantwortlichen vor den Finanzausschüssen der beiden Kammern des Parlaments im Verlauf dieser Woche.

Unicredit-CEO Andrea Orcel bedauerte das Scheitern der Gespräche über eine Übernahme großer Teile der Bank aus Siena. Er machte deutlich, dass für eine Übernahme viel mehr Geld nötig gewesen wäre, „als das Wirtschaftsministerium erwartet hatte“. Die Regierung betrachtete die von der HVB-Mutter geforderte Summe dagegen als „exzessiv“ und war nicht bereit, den Forderungen der Bank nachzukommen.

Eng mit der Politik verknüpft

Unicredit hatte klare Vorgaben gemacht: Eine Übernahme der Monte dei Paschi wäre für sie nur in Frage gekommen, wenn der staatliche Kapitalzuschuss deutlich höher ausgefallen wäre. Gerüchten zufolge forderte Orcel im Vorfeld eine Kapitalerhöhung um 6,5 Mrd. bis 7 Mrd. Euro, die Ausgliederung fauler Kredite und von Rechtsstreitigkeiten sowie den Abbau von 7000 Stellen. Der CEO war nur bereit, MPS zu erwerben, wenn eine Übernahme kapitalneutral ist und die Profitabilität steigert.

Dass potenzielle Erwerber so misstrauisch sind und auch die spanische BBVA trotz großer Ambitionen in Italien abgewinkt hat, liegt laut Orcel daran, dass Monte dei Paschi sehr eng mit der Politik ist und Interessenten die damit verbundenen Risiken scheuen. MPS war über viele Jahre eine Art Selbstbedienungsladen vor allem der politischen Linken. Bis heute spielen politische Erwägungen in vielen Fragen eine zentrale Rolle. Welcher Käufer ist bereit, bei jeder Entlassung in der im Vergleich zu anderen Banken ineffizienten Bank einen Aufstand von Politik und Gewerkschaften zu riskieren?

Rom ist mit der Europäischen Zentralbank und der EU nun in Gesprächen über eine Verlängerung der Frist für die Privatisierung, die eigentlich bis Ende dieses Jahres erfolgen soll. Die Bank braucht dringend einen realistischen neuen Strategieplan und eine Kapitalerhöhung. CEO Guido Bastianini ließ durchblicken, dass eine Kapitalerhöhung um 2,5 Mrd. Euro nicht ausreichen dürfte. Er räumte ein, dass es der Bank nicht gelungen sei, die Vorgabe der EU, den Personalstand bis Ende 2021 auf knapp 20000 zu reduzieren, zu erfüllen. Bis 2026 müssten womöglich statt 2500 etwa 4000 Stellen gestrichen werden. Die Kosten dafür bezifferte er auf knapp 950 Mill. Euro. Branchenexperten halten einen noch stärkeren Personalabbau für nötig und verweisen auf Vergleichsstudien. Das dürfte politisch aber nicht durchsetzbar sein. Potenzielle Käufer schrecken solche Aussichten ab.

Da eine Abwicklung der Bank nach den dafür vorgesehenen europäischen Mechanismen für Rom nicht in Frage kommt und auch politisch nicht durchsetzbar ist, dürfte die Hängepartie bei der Bank womöglich noch viele Jahre dauern – und viel Geld kosten. Vergleichbare Beispiele aus anderen Branchen sind Alitalia und das frühere Ilva-Stahlwerk im süditalienischen Taranto. Der frühere Finanzminister Giulio Tremonti glaubt, dass sich die Gesamtkosten für diverse Maßnahmen allein bei Monte dei Paschi für den Steuerzahler am Ende auf 20 Mrd. Euro summieren könnten. Im Rahmen diverser Kapitalerhöhungen sind außerdem in den letzten zehn Jahren etwa 15 Mrd. Euro an privatem Kapital bei MPS verbrannt worden.