Einlagensicherung

Der Bankenverband zieht andere Saiten auf

Mit den Fällen Maple Bank und Wirecard Bank, spätestens aber mit jenem der Greensill Bank, ist im Bundesverband deutscher Banken (BdB) der Entschluss gereift, eine andere Linie gegenüber Schattengewächsen im Sicherungsverbund zu fahren. Die nun...

Der Bankenverband zieht andere Saiten auf

Von Bernd Neubacher, Frankfurt

Mit den Fällen Maple Bank und Wirecard Bank, spätestens aber mit jenem der Greensill Bank, ist im Bundesverband deutscher Banken (BdB) der Entschluss gereift, eine andere Linie gegenüber Schattengewächsen im Sicherungsverbund zu fahren. Die nun angekündigte Analyse des Prüfungsverbandes soll nicht nur die Überwachung der Institute in der Einlagensicherung auf vermehrt digitalem Wege, sondern auch die Fähigkeit der Prüfer verbessern, Anordnungen gegebenenfalls zügig durchzusetzen. In der Regel könne es den im Sicherungsverbund organisierten Banken gar nicht schnell genug gehen damit, Empfehlungen des Prüfungsverbands oder der Aufsicht umzusetzen, heißt es im BdB. Man benötige indes Instrumente für Häuser, die es darauf anlegten, Grenzen auszutesten oder zu überschreiten. Dies könne Anpassungen im Regelwerk bedeuten.

Die Greensill Bank hatte ihre Bilanz mit Hilfe einer regen Einlagenakquise mächtig aufgepumpt, bevor sie dem BdB im März als 3 Mrd. Euro schwerer Entschädigungsfall auf die Füße fiel. Dort will man nun die Haltung der im Prüfungsverband Beschäftigten ändern, weg vom Typus des Prüfers klassischer Schule. Wie das konkret aussehen soll – dabei soll Egon Zehnder dem BdB helfen.

Im Prinzip schlägt der Bankenverband damit einen ähnlichen Weg ein wie ihn die Bundesregierung bereits für die Finanzaufsicht BaFin nach deren Waterloo in Sachen Wirecard ersonnen hat – dort wurde etwa das zweistufige Verfahren der Bilanzprüfung abgeschafft, um rascher handeln zu können. Zudem soll die BaFin eine Truppe von Bilanzforensikern aufbauen. In Prüfungsverband und Aufsicht nimmt damit das institutionalisierte Misstrauen gegenüber Banken zu.

Wenn Egon Zehnder nun antritt, um dem BdB bei der Personalentwicklung unter die Arme zu greifen, dürfte sich die Perspektive für manchen Beschäftigten im 160 Leute zählenden Prüfungsverband eintrüben. Der Bankenverband dürfte einen Vorteil darin sehen, dass er seinen Personalbestand deutlich aktiver steuern kann, als etwa die in der Regel mit Beamten ausgestattete BaFin. Außer Frage steht, dass die Organisation mit Sitz in Berlin unter ungeheurem Druck steht. Die Mitglieder des BdB, welche für den 3 Mrd. Euro schweren Entschädigungsfall Greensill geradestehen müssen, haben in den vergangenen Wochen vor allem den Prüfungsverband kritisiert. Gerüchte, denen zufolge dessen Tochter Gesellschaft für Bonitätsbeurteilung (GBB) der Greensill Bank bis unmittelbar vor deren Zusammenbruch ein Rating von „A“ zugestanden hat, werden im Verband gleichwohl dementiert. Spätestens Ende 2019, also rund 15 Monate vor der Havarie des Instituts, habe das Rating tiefer gelegen, heißt es. Seit 2012 dienen die Ratings der Kölner Gesellschaft der Berechnung der Beitragsverordnung der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB). Nach der Pleite der Greensill Bank war die Ratingagentur Scope in den Blickpunkt geraten, da sie dem Bremer Kreditinstitut ein Investment-Grade-Rating von „BBB+“ zuerkannt hatte, bis die Finanzaufsicht ein Moratorium über die Bank verhängte.

„Dass wir bei einem 3 Mrd. Euro schweren Schadensfall in der Einlagensicherung nicht direkt zur Tagesordnung zurückkehren, ist natürlich klar“, hatte BdB-Hauptgeschäftsführer Christian Ossig im Interview der Börsen-Zeitung schon Ende März Konsequenzen für den Verband angekündigt. Dabei sollen sich nicht nur das Risikomanagement und die Haltung der Beschäftigten im Prüfungsverband ändern. Angesichts des Greensill-Entschädigungsfalls hat sich der BdB auch vorgenommen, den Schutzumfang der freiwilligen Einlagensicherung zu überprüfen. Nachdem vor Jahren bereits Depositen von Kommunen den Schutz verloren, dürfte es nun unter anderem um Einlagen öffentlich-rechtlicher Sender gehen.

Mit seiner Reform wappnet sich der Verband auch für die Aufnahme neuer Mitglieder. Ende 2021 soll die Hamburg Commercial Bank (HCOB) in die Einlagensicherung des privaten Bankgewerbes wechseln. Mit der BayernLB-Tochter DKB, die nach Auflösung der Entschädigungseinrichtung der Öffentlichen Banken (EdÖ) per Ende Juni einen neuen Verbund sucht, steht der nächste Anwärter vor der Tür. Die Direktbank führt erste Gespräche mit dem BdB, formell hat sie ihre Mitgliedschaft noch nicht beantragt, wie zu erfahren ist. Das „Handelsblatt“ hatte zuerst über die Pläne der DKB ­berichtet.