Geldvermögen

Deutsche werden beim Sparen mutiger

Die Deutschen greifen beim Sparen immer häufiger zu Aktien und Fonds. Das Geldvermögen erreicht 2021 einen Höchststand von 7,7 Bill. Euro, schätzt die DZ Bank.

Deutsche werden beim Sparen mutiger

sto Frankfurt

Die Deutschen mausern sich langsam zu einem Volk der Aktien- und Fondsbesitzer. Dadurch profitierten die privaten Haushalte im vergangenen Jahr von Kursgewinnen an den Börsen und steigerten ihr Vermögen um 7,4 (i.V. 6,7 ) % auf den Höchststand von 7,7 (7,2) Bill. Euro, wie eine Schätzung der DZ Bank ergab, die zu Wochenbeginn veröffentlicht wurde. Im Vergleich zu 2013 stieg demnach der Anteil von Fonds am gesamten Vermögensbestand von 9 auf 13,0 % und derjenigen von Aktien von 5,5 auf 8,8 % (siehe Grafik).

Hauptantriebsmotor für den Vermögenszuwachs war laut Ökonom Michael Stappel die leicht gesunkene, im historischen Vergleich aber erneut extrem hohe Ersparnis. Hinzu kamen kräftige Kursgewinne an den Börsen, die den Wert von Aktien, Fonds und Zertifikaten erhöhten. So legte beispielsweise der Dax im zurückliegenden Jahr fast 16 % zu. Auch andere wichtige Börsenbarometer kletterten, so dass die DZBank den kursbedingten Wertzuwachs des Geldvermögens auf mehr als 130 Mrd. Euro beziffert.

Zugleich war die Sparquote mit geschätzten mehr als 15% erneut vergleichsweise hoch. Im Krisenjahr 2020 war die Quote auf den Rekordwert von 16,1% geschnellt. Kaum Impulse gingen dagegen vom Zinsniveau aus. So bewegten sich die Effektivzinssätze im Neugeschäft mit Einlagen privater Haushalt nur knapp über 0 %.

Die hohe Sparquote ist Folge des aufgestauten Konsums, da Reisen und größere Anschaffungen wegen der Pandemie zurückgestellt wurden. „Da es sich bei der zusätzlichen coronabedingten Ersparnis um aufgestauten Konsum handelt, der letztendlich nicht dem Geldvermögensaufbau dient, ließen die Haushalte die Mittel häufig einfach auf dem Girokonto stehen“, so Stappel. So erreichten per Ende 2021 Bargeld und Sichteinlagen einen Anteil von voraussichtlich 39,1%. Zum Vergleich: Mitte 2008 hatte dieser Anteil nur bei 13,5% gelegen. Einen großen Anteil des Geldvermögens von 27,9% machten Ende 2021 auch Ansprüche gegenüber Versicherungen aus.

Angesichts der zunehmenden Verbreitung von Negativzinsen auch für private Sparer trauen sich mittlerweile immer mehr Deutsche in Aktien und Fonds, insbesondere junge Menschen. Nach Angaben der DZBank wuchs von September 2019 bis September 2021 die Zahl der Wertpapierdepots um 3,9 Millionen auf 27,1 Millionen Depots. Zugleich erreichte die Geldvermögensbildung in Form von Aktien 2020 mit 46,6 Mrd. Euro das Dreifache dessen, was in den Jahren zuvor durchschnittlich neu angelegt wurde.

Zwar hat sich die Direktanlage in Aktien 2021 angesichts hoher Kursniveaus wieder verringert, doch dafür setzte bei Fonds ein Boom ein. Im ersten Halbjahr legten private Haushalte 50,8 Mrd. Euro neu an – fast dreimal so viel wie ansonsten im Schnitt der ersten sechs Monate üblich. Fondssparpläne haben laut DZBank inzwischen bei vielen privaten Haushalten die in Zeiten höherer Zinsen beliebten Banksparpläne abgelöst. Der deutschen Fondsbranche dürfte der neue Mut der deutschen Sparer zu Wertpapieren ersten Hochrechnungen zufolge im Gesamtjahr einen Rekordabsatz beschert haben.

Zunehmende Konsumfreude

Offizielle Zahlen der Deutschen Bundesbank zur Geldvermögensbildung werden im Frühjahr veröffentlicht. Mit Blick auf das neue Jahr rechnet Stappel unter der Annahme, dass das Pandemiegeschehen weitgehend unter Kontrolle gebracht werden kann, mit einer wieder zunehmenden Konsumfreude und daher einer geringeren Sparquote. Angesichts einer anziehenden Konjunktur seien auch weiter freundliche Aktienmärkte zu erwarten. Daher geht die DZBank von einem erneut höheren Anteil der Mittel in Anlageformen mit besseren Renditeaussichten wie Aktien, Fonds und Zertifikaten aus. Dies wiederum werde wieder zum Anstieg des Geldvermögens beitragen.

Wertberichtigt Seite 6

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