Druck auf Libor-Nachzügler steigt

Bank of England drängt die Finanzbranche, Referenzzinsreform voranzutreiben - Laufzeitzinsen in Sicht

Druck auf Libor-Nachzügler steigt

Bank of England und Financial Conduct Authority FCA drohen Nachzüglern bei der Referenzzinsreform mit aufsichtsrechtlichen Maßnahmen. Die Regulierer fordern “klare Nachweise” dafür, dass sich die Firmen der Finanzbranche an den Anstrengungen zur Umstellung auf Alternativen zum Libor aktiv beteiligen.hip London – Die Bank of England und die britische Finanzaufsicht FCA haben von Banken und Versicherern mehr Engagement bei der ihnen verordneten Referenzzinsreform verlangt und aufsichtsrechtliche Schritte angedroht. Man erwarte ab dem laufenden Quartal “klare Nachweise”, dass sich die einzelnen Firmen aktiv an den Anstrengungen zur Umstellung des Markts beteiligen, heißt es in einem Schreiben an führende Manager der Finanzbranche. Nach Ende 2021 soll der bislang verwendete Referenzzins Libor (London Interbank Offered Rate) nicht mehr veröffentlicht werden.Die Umstellung auf Alternativen wie Sonia (Sterling Overnight Index Average) verläuft bislang schleppend. “Obwohl im vergangenen Jahr mehrere Meilensteine erreicht wurden, (…), ist mehr Schwung erforderlich, 2020 wird ein Schlüsseljahr für den Übergang”, steht in dem von der FCA veröffentlichten Schreiben. Das Finanzstabilitätskomitee (FPC) der Notenbank habe “potenzielle künftige aufsichtsrechtliche Instrumente” erwogen, die von der Aufsicht eingesetzt werden könnten, “um bis Ende 2021 zu einer Reduzierung des Bestands an Libor-Altkontrakten auf ein absolutes Minimum zu ermutigen”, mahnen die Regulierer. “Das FPC wird den potenziellen Einsatz aufsichtsrechtlicher Werkzeuge mit Blick auf die von den Firmen erreichten Fortschritte bei der Umstellung weiter prüfen.” Nach Ende 2021 werde es keinen Sterling Libor mehr geben. Keine Firma sollte sich auf etwas anderes einstellen. Umstellung bei ZinsswapsDie Arbeitsgruppe für risikofreie Sterling-Referenzzinsen (RFRWG) habe als Priorität definiert, die Ausgabe von Cash-Produkten, die sich am Sterling Libor orientieren, Ende des dritten Quartals zu beenden, sagte deren Vorsitzender, der Barclays-Finanzchef Tushar Morzaria. Zudem unterstützte die Arbeitsgruppe die Initiative der Regulierer, Marktmacher dazu zu ermutigen, die Marktkonvention für Sterling-Zinsswaps noch im laufenden Quartal von Libor auf Sonia umzustellen. Der RFRWG gehören führende Vertreter der Finanzbranche an. Andrew Hauser, Executive Director Markets bei der Bank of England nannte die “ehrgeizigen” Ziele, die sich die Marktteilnehmer für das laufende Ziel gesetzt haben, ermutigend. “Die Grundlagen für eine entscheidende Bewegung weg vom Libor im Jahr 2020 sind gelegt”, sagte Hauser.”Die Fristen für Swaps und Kredite sind viel kürzer als bislang diskutiert”, sagt Bruce Johnston, Partner bei Morgan Lewis. Die meisten Leute seien auf eine so frühe Umstellung nicht vorbereitet. Es gebe keine Marktstandards für Sonia-Kredite, keinen Standardvertragstext. “Die Loan Market Association hat eine Reihe von Konsultationspapieren herausgegeben. Aber sie enthalten vor allem Fragen.” Im Herbst hatte das FPC noch beklagt, die Verfügbarkeit von soniabasierten Krediten lasse zu wünschen übrig. Anders als Libor wird Sonia auf der Grundlage von Transaktionen ermittelt, die real stattgefunden haben. Das hat jedoch den Nachteil, dass sich bei in die Zukunft reichenden Transaktionen weder Kreditrisiko noch deren Laufzeit widerspiegeln. Wie Unterlagen der RFRWG zu entnehmen ist, soll im laufenden Quartal ein provisorischer Laufzeitzins so weit entwickelt werden, dass im zweiten Quartal ein “Beta-Laufzeitzins” zu Testzwecken ermittelt werden kann. Für das dritte Quartal ist bereits die Veröffentlichung des provisorischen Laufzeitzinses geplant. Es läuft planmäßig”Die Umstellung läuft im Großen und Ganzen plangemäß”, sagte Davide Barzilai, Partner der Kanzlei Norton Rose Fulbright, der Börsen-Zeitung. “Wir haben immer noch 2020 und 2021. Die Statements liefern eine Menge Klarheit, sogar eine Menge guter Nachrichten.” Zuvor sei unklar gewesen, wie die Alternativen zu Libor in schwierigeren Märkten wie der Handelsfinanzierung oder im islamischen Finanzwesen genutzt werden können. Die nun kommunizierten Maßnahmen seien “ein guter Schritt, um das Jahr zu beginnen”, kommentierte Barzilai.