Regulierung

EU und USA bewerten Covid-Risiken unterschiedlich

Die Risikokosten der US-Banken sind in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres, also zu Beginn der Pandemie, viel höher ausgefallen als bei Instituten in der EU, danach aber schneller gesunken. Das zeigt eine am Donnerstag veröffentlichte...

EU und USA bewerten Covid-Risiken unterschiedlich

fir Frankfurt

Die Risikokosten der US-Banken sind in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres, also zu Beginn der Pandemie, viel höher ausgefallen als bei Instituten in der EU, danach aber schneller gesunken. Das zeigt eine am Donnerstag veröffentlichte Analyse der europäischen Bankenregulierungsbehörde (EBA). Demnach stiegen die Risikokosten, also die Kosten durch Kreditausfälle und Vorsorge für etwaige Kreditausfälle, der Institute in der EU von 0,45% im Dezember 2019 auf 0,82% im Juni 2020, während die der US-Banken in diesem Zeitraum von 0,54% auf 2,16% zulegten. Danach gaben sie in den Vereinigten Staaten schneller nach als in Europa, konstatiert die EBA.

Deren Vorsitzender José Manuel Campa hatte im Interview der Börsen-Zeitung die Banken ermahnt, mehr zu tun. Die Rückstellungen für notleidende Kredite seien niedrig, mittelfristig werde es deshalb Anpassungen geben müssen (vgl. BZ vom 30. Januar). Zuvor hatte sich der Chef der EZB-Bankenaufsicht, An­drea Enria, unzufrieden mit der Vorsorge der Institute gezeigt und sie aufgefordert, sich stärker darum zu kümmern (vgl. BZ vom 29. Januar). Enria zufolge deuteten Erkenntnisse der Aufsicht darauf hin, dass von Banken verwendete Modelle zur Berechnung der Ausfallwahrscheinlichkeiten, die auf dem Bilanzstandard IFRS 9 basieren, Kreditrisiken „künstlich“ klein hielten.

Die EBA erklärt sich die unterschiedlichen Entwicklungen in den USA und in der EU mit verschiedenen konjunkturellen Effekten der Coronakrise, Besonderheiten der Zusammensetzung der Kreditportfolien und Rechnungslegungsvorschriften. In den USA korreliere die Entwicklung der Risikovorsorge möglicherweise mit der Arbeitslosigkeit: Zu Be­ginn der Pandemie stieg sie dort rasch und sank wieder dank der schnelleren Erholung in der zweiten Jahreshälfte. Darüber hinaus seien US-Kreditportfolien risikobehafteter, da der Anteil der Vergabe an potenziell von der Pandemie stärker betroffene Sektoren höher sei. Zudem wendeten die EU-Banken mit IFRS9 andere Rechnungslegungsvorschriften als die Amerikaner an, deren Rückstellungsanforderungen potenziell höher seien.