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Fitch tappt in Taiwan-Falle

Wer immer auf dem Asien-Verteiler der Ratingagentur Fitch steht, hat sich am Freitagfrüh verwundert die Augen gerieben. „Fitch upgrades Taiwan, China to ‚AA‘“ lautete die Überschrift der neu eingegangenen Notiz. Auf den ersten Blick scheint es,...

Fitch tappt in Taiwan-Falle

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Wer immer auf dem Asien-Verteiler der Ratingagentur Fitch steht, hat sich am Freitagfrüh verwundert die Augen gerieben. „Fitch upgrades Taiwan, China to ‚AA‘“ lautete die Überschrift der neu eingegangenen Notiz. Auf den ersten Blick scheint es, als ob Fitch die Ratings von Taiwan und China gleichzeitig auf „AA“ angehoben hätte. Das reicht, um jeden Bondhändler zu verwirren. Ein China-Upgrade ist ein großes Ding im Finanzmarkt, aber Sovereign Ratings werden nicht einfach so im Doppelpack verteilt. Außerdem hatte Fitch erst zuletzt wieder ihr China-Rating auf der niedrigeren Stufe „A+“ bestätigt. Tatsächlich hat sich Fitch am Freitag nur um das Taiwan-Rating gekümmert und es auf „AA“ angehoben. Die Sache mit dem Zusatz China diente nicht einer Aufzählung, sondern war der Versuch, gleich in der Überschrift einen Taiwan-Disclaimer einzubauen, um Peking zu Gefallen zu sein.

Für China ist das unabhängig regierte Taiwan kein Land, sondern eine abtrünnige Provinz. Wehe dem, der anderes behauptet, sich mit der „Ein-China-Politik“ nicht richtig auskennt und einen verbalen Fauxpas begeht. Wenn man Taiwan, China schreibt, klingt es nach Provinz Taiwan, Land China. Damit hat Fitch die Ein-China-Maxime zwar politisch besonders korrekt nachgeäfft, sich im Rest der Finanzwelt allerdings erst einmal zum Affen gemacht.