Investmentbranche

Fondsabsatz dreht erneut ins Minus

Nachdem deutsche Publikumsfonds über annähernd zwei Jahre Monat für Monat unterm Strich Zuflüsse erzielt haben, gerät das Segment nun unter Druck. Für März meldet die Bundesbank den zweiten Abfluss in Folge.

Fondsabsatz dreht erneut ins Minus

jsc Frankfurt

Der Ukraine-Krieg und seine Folgen für Wirtschaft und Börsen erweisen sich auch für das Neugeschäft der deutschen Fondsbranche als Belastung: Im März flossen zum zweiten Mal in Folge mit einem Minus von netto 299 Mill. Euro Mittel aus deutschen Publikumsfonds ab, wie die Bundesbank berichtet. Der Abfluss ist zwar deutlich geringer als im Februar, als Anleger 910 Mill. Euro abzogen. Allerdings hatte die Branche zuvor seit fast zwei Jahren, nämlich seit März 2020, durchweg nur noch positive Absatzergebnisse für Publikumsfonds erzielt. Den Ausschlag für den Abfluss gab wie bereits im Februar das Segment der Aktienfonds, deren Anleger sensibel für das aktuelle Börsengeschehen sind und aus denen 1,7 Mrd. Euro abflossen. Im März hatten die Aktienmärkte angesichts der russischen Invasion in der Ukraine und der Sanktionen ein Zwischentief erreicht.

Insgesamt sind die Anzeichen für das Fondsgeschäft durchwachsen: Zwar sammelte allein die deutsche Branchenführerin DWS über alle Fondskategorien hinweg im ersten Quartal in Deutschland 8,5 Mrd. Euro ein, während das Geschäft in den Auslandsmärkten tief ins Minus rutschte. Das Sparkassenhaus Deka­Bank erzielte bis in den März hinein nach eigenen Angaben an fast allen Tagen ein positives Neugeschäft. Insgesamt aber deuten die Daten der Bundesbank auf eine Abkühlung, nachdem das Fondsneugeschäft im vergangenen Jahr noch ein Rekordniveau erreicht hatte. Die Bundesbank erfasst einen wesentlichen Teil des Neugeschäfts, auch wenn ausländische Vehikel wie die oft genutzten Luxemburger Publikumsfonds nicht in die Statistik eingehen.

Der Absatz von Spezialfonds zeigt sich weiter robust, wenn auch schwächer als zuvor: Mit einem Zufluss von netto 6,8 Mrd. Euro fiel er nur noch gut halb so hoch aus wie im Februar und liegt außerdem ein Viertel unter dem Niveau des Vorjahreszeitraums. Inländische Versicherer als wesentliche Gruppe der institutionellen Anleger haben im März kein Geld mehr angelegt, sondern unterm Strich 661 Mill. Euro abgezogen. Bereits kurz nach Beginn der Pandemie haben Versicherer viel Vermögen ins Trockene gebracht und den Spezialfondsabsatz belastet. Banken legten im März ebenfalls weniger Mittel an, während die Zuflüsse von Altersvorsorgeeinrichtungen und Unternehmen zunahmen. Aktienanlagen waren im Segment der Spezialfonds weiterhin gefragt.

Das verwaltete Vermögen der Branche gab angesichts sinkender Börsenkurse nach: Von Jahresbeginn bis Ende März sank das Volumen deutscher Fonds um mehr als 4% auf 2,72 Bill. Euro. Zum Vergleich: Seit Jahresbeginn fiel der Dax um mehr als 12% auf 13939 Zähler.