BVI

Fondsbranche steuert auf Absatzrekord zu

Private und institutionelle Anleger stecken so viel Geld in Fonds wie lange nicht mehr. Bis Ende September kamen 168 Mrd. Euro herein, der Gesamtjahresrekord aus dem Jahr 2015 ist nah, wie der deutsche Verband BVI berichtet.

Fondsbranche steuert auf Absatzrekord zu

jsc Frankfurt

Die steigenden Börsenkurse und Strafzinsen auf hohe Bankeinlagen beflügeln das deutsche Fondsgeschäft. In den ersten neun Monaten sammelte die Branche hierzulande netto 168 Mrd. Euro ein, berichtet der deutsche Fondsverband BVI. Der bisherige Absatzrekord im Gesamtjahr 2015 von 187 Mrd. Euro ist damit bereits in Reichweite. Damals hatte die EZB mit Start des Anleihenkaufprogramms die Börsen beflügelt und das Fondsgeschäft in Fahrt gebracht.

Entfiel das Neugeschäft in den vergangenen Jahren primär auf Spezialfonds, so führen nun Publikumsfonds die Verkaufsliste an: 86 Mrd. Euro kamen hier unterm Strich zusammen. Damit fiel der Absatz bereits jetzt höher aus als im bisherigen Rekordjahr 2000, als getrieben von der Dotcom-Euphorie 75 Mrd. Euro im Gesamtjahr zusammenkamen. Allerdings waren Investmentfonds als Anlagekategorie damals weniger verbreitet, der Publikumsfondsbestand hatte mit 441 Mrd. Euro weniger als ein Drittel seiner heutigen Größe. Wird auch die Inflation berücksichtigt, war der damalige Gesamtjahreszufluss auf Jahressicht höher.

Innerhalb des Publikumssegments floss mit 43 Mrd. Euro auf Neunmonatssicht der überwiegende Teil in Aktienfonds, davon 18 Mrd. Euro in ETFs. Vor einem Jahr, als in der Coronakrise bereits viel Geld auf den Konten privater Haushalte lagerte und die Börsen nach dem Kursrutsch im März wieder zugelegt hatten, war bis Ende September gerade einmal 6 Mrd. Euro in Aktienfonds geflossen. Mischfonds liegen mit annähernd 30 Mrd. Euro ebenfalls deutlich über dem Vorjahreswert. Der Absatz von offenen Immobilienfonds blieb mit knapp 6 Mrd. Euro um gut 1 Mrd. Euro unter dem vorherigen Ergebnis.

Auch institutionelle Anleger wie Versicherer und Altersvorsorgeeinrichtungen vertrauten der Fondsbranche mehr Geld an: 84 Mrd. Euro flossen in Spezialfonds, während die Investoren aus freien Mandaten – also aus Beständen ohne Fondshülle – mehr als 2 Mrd. Euro abzogen. Zusammengerechnet fiel der Nettoabsatz in Spezialfonds und freien Mandaten annähernd doppelt so hoch aus wie im Vorjahreszeitraum. Da einige Publikumsfonds speziell für institutionelle Anleger aufgelegt werden, ist der Absatz nach Kundengruppe nicht exakt bezifferbar.

Insgesamt verwaltet die deutsche Branche rund 4,2 Bill. Euro. Der überwiegende Anteil, nämlich knapp 2,2 Bill. Euro, entfällt auf Spezialfonds, während Publikumsfonds auf annähernd 1,4 Bill. Euro kommen.