Umfrage

Frauen halten sich fern von Versicherungs­jobs

Mit einem Job in der Finanzbranche könnten sich weitaus weniger Frauen als Männer abfinden, wie eine Studie von EY und des Instituts für Generationenforschung zeigt.

Frauen halten sich fern von Versicherungs­jobs

Frauen hadern eher als Männer damit, in der Finanzbranche zu arbeiten. So schätzen von den männlichen Teilnehmern einer Studie 37% Banken als attraktiven und 30% als nicht erstrebenswerten Arbeitgeber ein (siehe Grafik). Von den weiblichen Befragten halten nur 27% eine Tätigkeit in einer Bank für attraktiv, für 36% käme ein Job dort hingegen nicht in Frage.

Noch deutlich schlechter kommen Versicherer bei den Befragten weg: Nur 24% der Männer und 16% der Frauen halten diese für ansprechende Arbeitgeber, wohingegen 43% der männlichen und 52% der weiblichen Umfrageteilnehmer Versicherungsgesellschaften für unattraktiv halten.

Das zeigt die Studie „Finanzkompass 2023“ der Beratungsgesellschaft EY und des Instituts für Generationenforschung, an der 1 240 Personen ab 16 Jahren mit Wohnsitz in Deutschland mitgewirkt haben. Befragt wurden sie in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres.

EY-Partner Ralf Temporale und Rüdiger Maas, Gründer und Leiter des Instituts für Generationenforschung, werteten die Ergebnisse bei der Vorstellung der Studie am Freitag als Ausdruck jahrzehntelanger struktureller Probleme in der Finanzbranche, die in Zeiten des Fach- und Arbeitskräftemangels umso ernsthaftere Folgen zeitigten. Wenn die Arbeitgeberattraktivität niedrig sei und wie im Fall der Versicherer gut die Hälfte der potenziellen Interessenten nicht als Beschäftigte in Betracht kämen, komme das „in einem insgesamt schrumpfenden Talentpool für Arbeitgeber einem strategischen Risiko gleich, das man nicht unterschätzen sollte“, sagte Temporale mit Verweis auf die demografische Entwicklung.

Dass jede zweite Frau die Versicherungsbranche als möglichen Arbeitgeber als unattraktiv bewertet, bezeichnete Maas als erstaunlich. „Das heißt, es wurde nie gegengesteuert, nie etwas gemacht.“ Wohl über Jahrzehnte habe sich dieser negative Trend so weiterentwickeln können. Sehr überrascht sei er gewesen, berichtete EY-Partner Temporale, dass selbst Fintechs und Insurtechs bei den meisten Befragten nicht zu gefragten Arbeitgebern zählen, wobei sich auch hier wieder Frauen noch skeptischer zeigen als Männer und Versicherungs-Start-ups schlechter wegkommen als Fintechs. Können sich 40% der Männer einen Job in einem Start-up in der Finanzbranche und 31% in der Versicherungsbranche vorstellen, so sind es von den Frauen nur 27% bzw. 18%.

Die Umfrage zeigt auch, dass das Vertrauen in die Finanzbranche im Allgemeinen nicht sonderlich ausgeprägt ist. Von allen Befragten hält jeder Vierte die Banken- und Versicherungsbranche für eher oder sehr vertrauenswürdig, 31% hingegen bezeichnen sie als gar nicht oder eher nicht vertrauenswürdig. 44% sind indifferent. Nach Geschlechtern betrachtet, herrschen in dieser Einschätzung der Finanzindustrie nur minimale Unterschiede.

Große Differenzen bestehen im Interesse für Finanzthemen. 73% der Männer sagen, sich dafür etwas oder sehr zu interessieren, aber nur 55% der Frauen behaupten das von sich. Auch in der Altersvorsorge tut sich eine Kluft auf: Verfügen der Erhebung zufolge 36% der Frauen über eine private Altersvorsorge, so tun dies 48% der Männer.

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